Der G20-Gipfel in Japan rückt an diesem Wochenende (28. und 29. Juni) in den Mittelpunkt des weltweiten Interesses, da die beiden größten Volkswirtschaften der Welt nach wie vor in einem anhaltenden Handelskrieg gefangen sind. US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping werden voraussichtlich am Samstag erstmalig nach Abbruch der Handelsgespräche im Mai zusammentreffen. Ein Kommentar von Hervé Chatot, Multi Asset Fund Manager, La Française AM.
Zuvor hatte die Regierung Trumps die Zölle auf rund 200 Milliarden Dollar chinesischer Importe von 10 Prozent auf 25 Prozent angehoben und China schlug daraufhin mit höheren Zöllen zurück. Präsident Donald Trump drohte auch damit, Zölle auf weitere chinesische Importe im Wert von 300 Milliarden Dollar zu erheben.
Einsätze bleiben hoch
Die Handelsverantwortlichen Chinas und der USA führen bereits vor dem Trump-Xi-Treffen Gespräche, was Hoffnungen auf eine Entspannung der Handelsbeziehungen weckt. Beide Volkswirtschaften haben in jüngster Zeit zu schwächeln begonnen. Beide Länder wollen ein Abkommen, und Donald Trump will die US-Wirtschaft nicht vor den Wahlen 2020 schwächen.
Die Einsätze sind eindeutig hoch. Dieser G20-Gipfel wird die zukünftige Richtung der Verhandlungen vorgeben und die Marktentwicklung sowie die Reaktion der Zentralbanken in den kommenden Wochen und voraussichtlich im zweiten Halbjahr bestimmen. Die Zentralbanker haben bereits signalisiert, dass sie bereit sind, bei Bedarf rasch zu handeln und die Geldpolitik zur Unterstützung des Wirtschaftswachstums weiter zu lockern.
Hintergrund: Die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft sind weiterhin hoch. Beispielsweise wird in den USA von der Fed erwartet, dass sie den Leitzins bei der nächsten Sitzung im Juli um 25 Basispunkte oder 50 Basispunkte (Quelle: Bloomberg) senkt. Das Ausmaß der Senkung wird vom Ergebnis des G20-Treffens abhängen.
Wir haben drei mögliche Szenarien identifiziert:
· Ein Waffenstillstand (Aufschub der zusätzlichen Zölle): Beide Seiten einigen sich auf einen Waffenstillstand (für einen bestimmten Zeitraum oder nicht). Die Handelsgespräche werden fortgesetzt.
· Ein Abkommen (Deeskalation): Die USA und China kommen überein, eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden, indem sie einen Teil oder die meisten der bestehenden Zölle schrittweise abschaffen.
· Eskalation: Handelsgespräche scheitern. Neue Zölle könnten von den USA auf die restlichen 300 Milliarden Dollar an chinesischen Importen im dritten Quartal ganz oder teilweise erhoben werden. Der Handelskrieg eskaliert.
Kein Szenario kann allen Interessen genügen
Ein Abkommen, das beide Länder zufriedenstellt, ist aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich. Wir verwerfen diese Möglichkeit, die wir für zu optimistisch halten.
Seite 2: Wieso Waffenstillstand und Eskalation nicht ausgeschlossen sind