GAM: Brit-Anleihen short, Schweden Bonds long

Der Vermögensverwalter GAM erwartet einen harten Brexit und zieht den Stecker bei britischen Staatsanleihen, die im vergangenen Jahr zu den ertragsstärksten Papieren der Industriestaaten gezählt hatten.

Die Brexit-Entscheidung rückt näher.
GAM rechnet mit hartem Brexit.

„Bei einem Zinsniveau nahe Null und einer anhaltenden Währungsschwäche gehen wir allerdings davon aus, dass die Bank of England keine weiteren geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen auflegen dürfte“, sagt Tim Haywood, Investment Director für Fixed Income bei GAM. Für ihn sind nun Staatsanleihen des Vereinigten Königreichs als Short-Position besonders attraktiv.

Die britische Wirtschaft sei nach dem EU-Referendum stabiler geblieben als erwartet. „Die Brexit-Verhandlungen stehen zwar noch bevor. Die Äußerungen von Premierministerin May deuten allerdings darauf hin, dass der Ausstieg eher hart denn weich werden dürfte“, sagt Haywood. Ein Vorschlag der Regierung, Kredite für Investitionen in Technologie und Infrastruktur aufzunehmen, könnte auf dem Weg eines steigenden Angebots oder alternativ über eine Herabstufung durch Rating-Agenturen zu höheren Renditen führen. „Das Auslandseigentum an britischen Gilts ist seit seinem Höhepunkt 2008 um 25 Prozent zurückgegangen. Die Sorge des Gouverneurs der Bank of England um die „Hilfsbereitschaft von Fremden“ bei der Finanzierung des enormen Leistungsbilanzdefizits des Vereinigten Königreichs ist daher leicht nachvollziehbar. Wegen des Referendums könnte es dem Vereinigten Königreich zukünftig schwerfallen, Engpässe zu überbrücken“, so Haywood.

Wertpotenzial durch Long-Position in Schweden

„Relative-Value-Strategien sind ein wichtiger Bestandteil unseres Zinsansatzes. Auf unsere britische Short-Position stellt derzeit Schweden eine bevorzugte Long-Position dar“, erklärt der Experte. Im Vergleich zum Vereinigten Königreich verlaufe die schwedische Renditekurve weiterhin steil. Die Renditen seien zwar am kurzen Ende der Kurve angesichts der wachsenden Inflation gestiegen, die Aussicht auf eine Normalisierung der Politik dürfte sie auf längere Sicht jedoch dämpfen. Das sei im ersten Quartal 2017 bereits geschehen.

„Im Vereinigten Königreich und in den USA ist die Verschuldung der Privathaushalte nach der Finanzkrise 2008 gesunken. In Schweden hingegen nicht: Die Verschuldung der Privathaushalte entspricht einem Anteil von fast 170 Prozent des BIP gegenüber 140 Prozent in Großbritannien und 110 Prozent in den USA. Demzufolge sind Privathaushalte in Schweden weitaus stärker von Zinserhöhungen betroffen als in den USA oder im Vereinigten Königreich“, fährt Haywood fort.

Optimismus in Sachen Devisenmärkte

Abgesehen vom Zinsgeschehen ist Haywood optimistischer, was die Devisenmärkte betrifft: „Währungen können und werden sich im Umgang mit taktischen Änderungen und aktuellen Ereignissen als nützlich erweisen. Dies gilt umso mehr im aktuellen Umfeld wirtschaftlicher und politischer Divergenz. Der jüngste Anstieg des britischen Pfunds erhielt große Aufmerksamkeit und könnte für britische Unternehmen hinderlich sein.“ Dass das Pfund seit dem Referendum immer noch 14 Prozent hinter dem Dollar zurückbleibe, könne den Unternehmenssektor weiterhin auf diesem Niveau stützen, so der Experte. (fm)

Foto: Shutterstock

 

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