„Die Honorarberatung ist ein Irrweg“

Gastkommentar: Hermann Hübner, Vema

In den letzten Monaten wurde viel über Honorarberatung diskutiert. Die Politik sieht darin häufig die einzige Möglichkeit einer kundenorientierten Versicherungsmarktpolitik. Doch aus Sicht der Vema-Versicherungs-Makler-Genossenschaft müssen die Hebel an ganz anderen Stellen angesetzt werden.

Hermann Hübner
Hermann Hübner

Schon heute kann jeder Verbraucher und Gewerbetreibende frei wählen, ob er direkt mit einem Versicherer abschließt, den Abschluss mit einem angestellten oder freiberuflichen Vermittler des Versicherers tätigt oder die Dienste eines Versicherungsmaklers nutzt. Natürlich kann er auch einen Honorarberater beauftragen.

Es kann nicht sein, dass der Markt in Zukunft durch rund 100 Honorarberater dominiert wird. Dies ist eine Bevormundung des mündigen Bürgers. Zudem gingen in diesem Fall die Kosten für Beratung und Vermittlung – durch das Honorar der Berater – ausschließlich zulasten des Kunden und nicht mehr auf Kosten der profitierenden Versicherer. Eigentlich will man den Verbraucher schützen, bürdet ihm aber zusätzliche Kosten auf. Daher setzt die Vema auch in Zukunft ausschließlich auf eine Leistungsvergütung durch die Versicherer und nicht durch die Versicherungsnehmer.

Aus Sicht der Vema ist die Koexistenz der Versicherungsmakler und der Honorarberater auch in Zukunft auf dem Markt wichtig. So entscheidet der Kunde und letztendlich der Markt. Eine staatliche Förderung der Honorarberatung ist eine nicht zulässige Wettbewerbsverzerrung.

Der Verbraucher braucht Vertrauen in die Leistungsfähigkeit seines Vermittlers. Nur so kann der Verbraucher die komplexen Zusammenhänge der Produkte und des Marktes verstehen. Am besten kann das am Bereich der Altersvorsorge verdeutlicht werden. Der Vermittler muss seinem Kunden zunächst die Rentenlücke anschaulich aufzeigen.

Die Lücken im Bereich der Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung müssen beleuchtet werden. Dazu gehört die Einbeziehung von Renditen- und Preissteigerungsszenarien. Nur so wird der Kunde begreifen, welche Lücken seine Altersvorsorge aufweist. Auch die Erläuterung der steuerlichen Behandlung und Verbeitragung in der Sozialversicherung, der zu zahlenden Beiträge sowie die Einschränkungen in der Verfügbarkeit bei staatlich geförderten Versicherungsprodukten zur Betrachtung einer Altersvorsorge gehören dazu.

Der Kunde wird dies kaum alles auf Anhieb verstehen. Daher wird er dem Rat seines Vermittlers vertrauen. Der Markt ist heute so diversifiziert und unübersichtlich mit seinen Deckungsstocks- und Aktionsfonds, seinen Garantiefonds, Indexfonds und sonstigen innovativen Produkten, dass sich sogar Experten bei Produkterklärungen schwer tun. Umso mehr ist das Vertrauen das Maß aller Dinge für den Kunden.

Seite 2: Worum sich die Politik kümmern sollte

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