GDV: Assekuranz mit Licht und Schatten

Die deutsche Versicherungswirtschaft konnte im Jahr 2006 nur eingeschränkt an der verbesserten konjunkturellen Grundstimmung partizipieren. Stagnierende Realeinkommen und eine bei vielen Bürgern verbreitete Unsicherheit begrenzten die Wachstumsspielräume, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Berlin, bei der Vorstellung der Jahresergebnisse 2006 mit. In Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen sei die Versicherungswirtschaft mit dem Geschäftsergebnis 2006 dennoch zufrieden, so das Fazit des GDV.

Insgesamt stiegen die Beitragseinnahmen der 454 GDV-Mitgliedsunternehmen in 2006 um 2,3 (2005: 3,7) Prozent auf 161,6 Milliarden Euro. Dabei wurde das Wachstum insbesondere von den Personenversicherungen getragen. Die Lebens- und die privaten Krankenversicherer trugen mit einem Beitragsplus 4,1 beziehungsweise vier Prozent zur Umsatzentwicklung bei. In der Schaden- und Unfallversicherung minderten sich die Beitragseinnahmen mit einem Minus von 0,9 Prozent nicht so stark, wie noch letzten Herbst erwartet, so der Versicherungsverband.

Für die deutschen Lebensversicherer war 2006 ein durchaus erfolgreiches Geschäftsjahr. So konnte die Wachstumsdelle nach dem Alterseinkünftegesetz überwunden werden, wobei das Wachstum zunehmend von Rentenpolicen getragen wurde. Inzwischen ist jede zweite neu abgeschlossene Police eine Rentenpolice.

Seit dem Inkrafttreten der Riester-Reform Anfang 2002 wurden bis Ende 2006 bereits 22,2 Millionen Rentenverträge neu abgeschlossen. Im Jahr 2006 wurden insgesamt 4,3 Millionen Rentenverträge abgeschlossen, darunter waren 2 Millionen neu abgeschlossene Riester-Verträge (plus 79,8 Prozent). Der Übergang auf die dritte Förderstufe führte dazu, dass Neuverträge auch über höhere Durchschnittsbeiträge abgeschlossen werden: So beträgt der durchschnittliche Beitrag pro eingelöstem Versicherungsschein im Jahr 2006 rund 400 Euro, während der Vorjahreswert noch bei 325 Euro lag.

Erfreulich entwickelte sich auch die Basisrente, nachdem im vergangenen Herbst der Gesetzgeber bei der Förderung steuerrechtlich nachgebessert hatte. So entfielen von den 174.000 Neuverträgen aus 2006 allein 80.000 auf das vierte Quartal.

Insgesamt wurden im Bereich der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds in 2006 rund 8,5 Millionen Verträge über eine Versicherungssumme von 259 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr bei der Vertragszahl und bei der Versicherungssumme einem Plus von 8,5 Prozent. Auf die Lebensversicherungen entfielen acht Millionen Verträge (plus 9,5 Prozent); die Versicherungssumme aus dem Neugeschäft stieg auf 251,4 Milliarden Euro (plus 10,4 Prozent).

Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds stiegen 2006 um 4,1 Prozent auf 78,3 Milliarden Euro. Von den Beitragseinnahmen entfielen auf die Lebensversicherung 74,7 Milliarden Euro (plus 2,9 Prozent). Mit gut 830 Millionen Euro trugen erstmals auch die Pensionsfonds spürbar zur Beitragseinnahme der Lebensversicherer bei (plus 649,5 Prozent). Bei den Pensionskassen erhöhten sich die Beitragseinnahmen um zehn Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

In der Privaten Krankenversicherung (Krankenversicherung und Pflegepflichtversicherung) stiegen die Beitragseinnahmen um vier Prozent auf 28,4 Milliarden Euro. Dabei resultierten die Mehreinnahmen in erster Linie aus steigenden Leistungsausgaben, die wiederum zu entsprechenden Beitragsanpassungen führten und weniger aus dem Neuzugang, der in der Krankheitsvollversicherung mit einem Plus von 1,2 Prozent auf 102.600 Personen vergleichsweise gering ausfiel. Nach Aussage des GDV wirkte sich insbesondere die politische Diskussion über die Zukunft des Gesundheitswesens dämpfend auf die Nachfrageentwicklung aus.Von dem insgesamt in 2006 erzielten Beitragsvolumen in Höhe von 28,4 Milliarden Euro entfielen 26,6 Milliarden Euro (plus 4,3 Prozent) auf die Krankenversicherung. In der Pflegeversicherung stagnierten die Beitragseinnahmen bei einem Volumen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.

Bei den deutschen Schaden- und Unfallversicherern minderten sich die Beitragseinnahmen um 0,9 Prozent auf 54,9 Milliarden Euro, während der Schadenaufwand nochmals um 0,5 Prozent auf 39,8 Milliarden Euro leicht anzog. Über alle Sparten hinweg ein ergab sich ein versicherungstechnischer Gewinn in Höhe von 3,9 Milliarden Euro.

Einen weiteren Rückgang der Beitragseinnahmen hatte die Sparte Kraftfahrtversicherung zu verzeichnen. So setzte sich in der der schon im Vorjahr beobachtete Rückgang der Beitragseinnahmen mit einem Minus von 3,8 (2005: minus 2,2) Prozent auf 21,2 Milliarden Euro fort. Der Schadenaufwand minderte sich nur leicht um 0,2 (2005: minus 1,4) Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Nicht zuletzt auf Grund des anziehenden Preiswettbewerbs, der inzwischen sowohl die Kfz-Haftpflicht- als auch die Fahrzeugversicherungen in aller Breite erfasst hat, verschlechterte sich die versicherungstechnische Profitabilität jedoch dramatisch: Das Plus der Sparte lag mit rund 200 Millionen Euro um etwa 80 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.

Für die Allgemeine Unfallversicherung ergab sich in 2006 ein erfreuliches Beitragswachstum von 3,0 (2005: 1,1) Prozent auf rund 6,2 Milliarden Euro. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden stieg um 1,5 (2005: 2,9) Prozent auf etwa 2,7 Milliarden Euro. Die Geschäftsjahresschadenquote und die Combined Ratio verharrten mit jeweils 56 beziehungsweise 86 Prozent auf dem Vorjahresniveau.

In der Rechtsschutzversicherung stiegen die Beitragseinahmen in 2006 um 1,5 (2005: 3,1) Prozent auf rund 3,1 Milliarden Euro. Gleichzeitig verminderten sich die Schadenaufwendungen um 1,5 (2005: plus 4,3) Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Dennoch reichten die verbesserten Geschäftsdaten nicht aus, um die Sparte aus der Verlustzone herauszuführen.

Für 2007 gehen die Lebensversicherer von einer weiteren Expansion des Neugeschäfts vor allem im Bereich der Altersvorsorge aus. Trotz der Konjunkturerholung stagnieren aber die Realeinkommen der privaten Haushalte; außerdem steht die verbreitete Unsicherheit in weiten Bevölkerungskreisen einem noch stärkeren Ausbau der kapitalgedeckten Altersvorsorge entgegen. Auch auf Grund der hohen Abläufe rechnen die Lebensversicherer für 2007 mit einem eher mäßigen Beitragswachstum in Höhe von zwei Prozent (sowohl ohne als auch einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds). Wachstumsträger werden auch weiterhin die Rentenversicherungen sein.

Für die private Krankenversicherung wird ein Beitragsplus von drei Prozent erwartet. Hier speist sich die Ausweitung des Geschäftsvolumens wie schon im laufenden Jahr in erster Linie aus Beitragsanhebungen infolge steigender Leistungsausgaben sowie aus einem expandierenden Zusatzversicherungsgeschäft. Die Auswirkungen der Gesundheitsreform sind dabei in dieser Schätzung noch nicht berücksichtigt. In der Schaden- und Unfallversicherung drücken weiterhin der hohe Grad der Marktdurchdringung und der verschärfte Preiswettbewerb stark auf den Umsatz. Dort seinen die Weichen auf einen weiteren Rückgang des Beitragsvolumens gestellt, ein Minus von Prozent erscheint realistisch, resümiert der Branchenverband.

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