Die Beitragseinnahmen der deutschen Versicherer steigen wieder. Im letzten Jahr stiegen die Beitragseinnahmen der 468 Unternehmen im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um 4,1 Prozent (2008: plus ein Prozent) auf 171,3 Milliarden Euro gestiegen. Das teilte der Verband am Donnerstag in Berlin mit. Für 2010 zeigte sich der GDV verhalten optimistisch.
Wie auch in 2008 verbuchte die Lebensversicherung (LV) mit rund 85 Milliarden Euro (inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds) an Beitragseinnahmen den Löwenanteil – ein Anstieg um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Lebensversicherer allein steigerten ihre Beiträge um immerhin 6.6 Prozent auf 81,4 Milliarden Euro. Um fast vier Prozent konnte die private Krankenversicherung (PKV) auf 31,5 Milliarden Euro zulegen. Die Einnahmen im Bereich Schaden und Unfall (SU) blieben mit knapp 55 Milliarden Euro relativ konstant.
„Vor dem Hintergrund der Finanzkrise bin ich mit der Stabilität unserer Geschäftsentwicklung mehr als zufrieden“, kommentiert GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen die Ergebnisse. Zugleich moniert er, dass die Versicherer in der aktuellen Diskussion um die regulatorischen Konsequenzen aus der Bankenkrise immer wieder mit Banken über einen Kamm geschoren werden.
„Wenn es um die Gestaltung der Finanzwelt ’nach‘ der Krise geht, kommen nahezu wöchentlich neue Vorschläge auf den Tisch. Darin geht es vor allem darum, Lehren für den Bankensektor sowie für die bislang überhaupt nicht regulierten Teilnehmer des Finanzsektors wie zum Beispiel Hedge Fonds zu ziehen, um künftige Krisen zu verhindern. Dabei werden wir als Branche – und das ist ärgerlich genug – undifferenziert, pauschal und unpassend mit Regelungsvorschlägen überzogen, für die wir keinen Anlass gegeben haben. Jüngstes Beispiel ist die Bankenabgabe. Deshalb noch einmal ganz deutlich: Versicherungen sind keine Banken. Wir haben ein völlig anderes Geschäftsmodell als Banken“, macht der Verbandspräsident deutlich.
Die wachsenden Beitragseinnahmen im Bereich LV (Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds) resultierten aus einem starken Anstieg der Einmalbeiträge im Neugeschäft, vor allem bei der Rentenversicherung gegen Einmalbetrag (plus 42,7 Prozent). Trotzdem schrumpfte die Anzahl der Neuverträge um 8,4 Prozent, die Versicherungssumme ging um 3,3 Prozent zurück. Insgesamt schlossen die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds im Vorjahr 6,4 Millionen Verträge über eine versicherte Summe von 245 Milliarden Euro neu ab.
Die Sparte PKV konnte im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Prozent zulegen. Der GDV führt den Zuwachs auf die zum 1. Januar 2009 in Kraft getretene allgemeine Pflicht zur Versicherung und auf intensivierte Vertriebsanstrengungen zurück. Insgesamt betrug der Nettozuwachs 99.000 Krankenvollversicherte – eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Bereich der Zusatzversicherungen konnte ein Zuwachs von 3,5 Prozent gegenüber 2008 verzeichnet werden. Die Pflegeversicherung hat um 1,6 Prozent, die Pflegezusatzversicherung gar um 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Nach Angaben des PKV-Verbands sind in Deutschland ingesamt 30 Millionen Menschen voll oder teils privat versichert. Laut dem Vorstandsvorsitzenden des Verbands, Reinhold Schulte, ist das Plus bei den Beitragseinnahmen von 3,8 Prozent im Branchenschnitt etwa zu gleichen Teilen Beitragswachstum und Prämienerhöhungen zuzuschreiben.
Die Entwicklung im Bereich SU habe sich leicht eingetrübt, heißt es in der Mitteilung. Verlierer war wiederum der Bereich Kraftfahrtversicherung, dessen Beitragseinnahmen mit minus 1,5 Prozent (2008: rund zwei Prozent) bereits zum fünften Mal in Folge zurückgingen. Die Sachsparte konnte hingegen mit 2,2 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro leicht zulegen, obwohl beispielsweise Rechtsschutz und Haftpflicht stagnierende Einnahmen verzeichneten und Transport- und Kreditversicherungen zwei Prozent verloren. Zum Ergebnis trugen vor allem die Wohngebäudeversicherer mit einem Beitragswachstum von fünf Prozent auf 4,7 Milliarden Euro bei. Sie steigerten ihre Beitragseinnahmen im Vorjahr um fünf Prozent auf insgesamt 4,7 Milliarden Euro.
Für 2010 erwarte der GDV für die Versicherungswirtschaft „stabile, wenn nicht sogar leicht wachsende Beitragseinnahmen“, so GDV-Präsident Hoenen. Für die Bereiche LV sowie SU werde ein stabiles Beitragsniveau prognostiziert, für die PKV ein leichtes Wachstum. Eine Trendwende sehe man in der Prämienentwicklung der Kraftfahrtversicherung. (ks/te)
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