GDV: Klimaschäden könnten zu Verdoppelung der Prämien in der Wohngebäudeversicherung führen

Bildagentur PantherMedia / alfotokunst (YAYMicro)
Trockenheit in Deutschland,Niedrigwasser am Rhein

Der Gesamtverband der Deutsche Versicherer spricht sich gegen eine alleinige verpflichtende Elemtarschadenversicherer aus und warnt vor den finanziellen Folgen. Zudem befürchtet der GDV allein infolge der Klimaschäden eine Verdopplung der Prämien für die Wohngebäudeversicherung, wenn Prävention und Klimafolgenanpassung nicht konsequent umsetzt würden.

Betroffen wären laut Asmussen alle Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, anteilig über die Miete auch alle Mieterinnen und Mieter. „Mancherorts könnten Gebäudeversicherungen gar so teuer werden, dass sich dies Kunden nicht mehr leisten können“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Mittwoch in Berlin. Der Verband äußerte sich am Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz, auf der im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz auch über das Thema Pflichtversicherung gesprochen werden dürfte. 

Der Grund für diese mögliche Entwicklung: Jeder Versicherer muss prüfen, ob er die steigenden Extremwetterschäden langfristig weiter versichern kann. Das hat auch aufsichtsrechtliche Gründe, denn Versicherer müssen die Stabilität ihres Unternehmens sicherstellen.

„Ohne Prävention könnte das breite Versicherungsangebot, wie wir es heute kennen, in Zukunft schrumpfen“, sagte Mathias Kleuker, Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft. Einige Versicherer könnten früher oder später dazu gezwungen sein, das Geschäft aufzugeben, weil sie die entsprechenden Risiken nicht mehr tragen können.  

Deutschland muss sich auf Naturkatastrophen einstellen

Um die Dringlichkeit des Handelns zu unterstreichen, verwies der GDV-Hauptgeschäftsführer auf den aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarats, wonach der Klimawandel schon jetzt zu häufigeren und schwereren Extremwetterereignissen geführt habe. Auch in Deutschland müsse man sich daher auf weitere Naturkatastrophen wie Überflutungen, Stürme, Hagel, Tornados und Dürre einstellen.  

„Ohne Gegenmaßnahmen, ohne Prävention wird sich diese Entwicklung unmittelbar in den Versicherungsprämien widerspiegeln“, erklärte Asmussen. Betroffen sei nicht nur die Elementarschadenversicherung, mit der unter anderem Starkregen und Hochwasser versichert sind. „Sondern die gesamte Wohngebäudeversicherung, die für Sturm- und Hagelschäden aufkommt.“

Asmussen warb vor diesem Hintergrund erneut für das von der Versicherungswirtschaft erarbeitete Gesamtkonzept aus Prävention und Klimafolgenanpassung, Vorsorge für den Katastrophenfall und Versicherungsschutz. „Denn noch haben wir es als Gesellschaft in der Hand, die Schäden infolge des Klimawandels und damit die Versicherungsprämien positiv zu beeinflussen“, so Asmussen. 

Um das zu erreichen, hat der GDV einen Forderungskatalog präsentiert, der rasch umgesetzt werden sollte. Dazu gehören ein klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren. Prävention sollte fester Bestandteil der Landesbauordnungen werden, betont der GDV. Ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten. Laut GDV würden rund 1.500 neue Gebäude in hochwassergefährdeten Gebieten entstehen, ein Stopp der Flächenversiegelung. „Bei Baugenehmigungen sollte künftig eine Klima-Gefährdungsbeurteilung verpflichtend sein“, sagt Asmussen sowie ein bundesweites Naturgefahrenportal, um damit das Risikobewusstsein zu Bevölkerung erhöhen.

Forderung einer public-private-partnership

Mit Blick auf extreme Naturkatastrophen und damit auf mögliche Grenzen privater Versicherungskapazitäten sprachen sich Asmussen und Kleuker für eine sogenannte Stop-Loss-Regelung aus. Bei dieser Form einer öffentlich privaten Partnerschaft würde der Staat ab einer vorher definierten Grenze die Schäden übernehmen. 

„Wir sprechen hier von Ausnahme-Katastrophen mit einem Schadenvolumen deutlich über 30 Milliarden Euro“, sagte Kleuker. Die Ahrtal-Flut von 2021, mit Schäden von 8,5 Milliarden Euro die bislang schwerste und teuerste Naturkatastrophe für die deutschen Versicherer, wäre also kein Fall für die Stop-Loss-Regelung gewesen. „Andere Länder in Europa und der Welt haben solche Partnerschaften, etwa Frankreich, Belgien und Großbritannien“, so Asmussen. „Wir halten das für eine gute Lösung auch für Deutschland.“

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