GDV: „Wenn sich über 80 Prozent der Menschen um ihre Absicherung im Alter sorgen, ist das ein Warnsignal“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV
Foto: GDV
Jörg Asmussen: "Wenn sich über 80 Prozent der Menschen an den politischen Rändern Sorgen um ihre Absicherung im Alter machen, ist das ein Warnsignal

In der private Altersvorsorge setzen die Deutschen auf Sicherheit und Garantien. Eine Umfrage des GDV zeigt zudem eine Vertrauenskrise in die gesetzliche Rente.

Die Angst vor einem finanziell unsicheren Ruhestand treibt die Deutschen um. Zwei Drittel der Bevölkerung glauben nicht, dass ihre gesetzliche Rente im Alter ausreichen wird. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey. Die Ergebnisse wurden auf dem GDV Insurance Summit vorgestellt – und sie zeichnen ein klares Bild der Sorge, aber auch des Wunsches nach Sicherheit in der Altersvorsorge.

„Altersvorsorge ist mehr als eine individuelle Lebensentscheidung – sie ist eine gesellschaftliche Herausforderung von enormer Tragweite“, betont GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der Umfrage zufolge ist der Pessimismus rund um das Thema Rente nicht auf einzelne Gruppen beschränkt. Besonders groß ist die Skepsis jedoch unter jungen Erwachsenen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen glaubt lediglich jeder Fünfte, dass die gesetzliche Rente später ausreichen wird.

Eigenvorsorge wichtig – aber nicht allen möglich

Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass ihnen private Altersvorsorge wichtig ist. Doch die Bereitschaft zur Vorsorge hängt oft vom Einkommen und der sozialen Lage ab. Gerade Menschen mit niedriger erwarteter Rente – also diejenigen, die eigentlich am dringendsten vorsorgen müssten – haben oft keine finanziellen Spielräume für zusätzliche Absicherung.


Das könnte Sie auch interessieren:

„Die paradoxe Realität ist: Wer am dringendsten vorsorgen müsste, kann es am wenigsten“, so Asmussen. „Menschen mit geringeren Rentenerwartungen haben oft nicht die finanziellen Mittel für zusätzliche Vorsorge. Das Rentensystem steht unter Druck und es braucht faire Lösungen, damit die Breite der Bevölkerung im Alter gut abgesichert ist.“

Besonders hoch ist die Bereitschaft zur privaten Vorsorge bei Beamtinnen, Beamten und leitenden Angestellten – also bei jenen, die ohnehin mit höheren Alterseinkommen rechnen können. Regionale Unterschiede zeigen sich ebenfalls: In Ostdeutschland rechnen 73 Prozent der Menschen mit einer unzureichenden gesetzlichen Rente, im Westen sind es 65 Prozent. Besonders groß ist die Skepsis bei jungen Erwachsenen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen glauben nur 18 Prozent, dass ihre gesetzliche Rente später ausreichen wird.

Sicherheit als oberste Priorität – Garantien gefragt

Die Umfrage macht deutlich: Die Mehrheit der Bevölkerung legt großen Wert auf garantierte Leistungen bei der Altersvorsorge. Für 83 Prozent der Befragten sind Garantien wichtig, fast zwei Drittel empfinden sie sogar als „sehr wichtig“. Dazu zählen etwa ein garantiertes Mindestkapital zu Rentenbeginn oder lebenslange Auszahlungen. Der GDV betont, dass aktuell nur Versicherer solche Garantien in der Altersvorsorge bieten können.

Auch in Bezug auf die Risikobereitschaft zeigt sich ein klares Bild. „Wenn es um den Lebensabend geht, wollen die Menschen kein Spiel mit dem Risiko, sondern wünschen sich eine Mischung aus Sicherheit und Rendite“, sagt Asmussen. Während bei den 18- bis 29-Jährigen immerhin 16 Prozent ein hohes Risiko eingehen würden, sind es bei den 40- bis 49-Jährigen nur noch rund sechs Prozent.

Ein Mindestgarantielevel von 80 Prozent hält der GDV für einen sinnvollen Mittelweg. „Renditesteigerungen müssen Hand in Hand gehen mit Garantieleistungen, wie moderaten Beitragsgarantien und der lebenslangen Leistung“, so Asmussen weiter.

Appell an die Politik: Private Vorsorge gezielt stärken

Angesichts des demografischen Wandels und der wachsenden Belastung der gesetzlichen Rentensysteme ruft der GDV die Politik zum Handeln auf. Es brauche neue, generationengerechte Reformen, die gezielt Familien, Alleinerziehende sowie Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen erreichen. Ziel müsse es sein, der gesamten Bevölkerung Zugang zu geförderten, verlässlichen Vorsorgemodellen zu ermöglichen.

Asmussen warnt: „„Altersvorsorge ist mehr als eine individuelle Lebensentscheidung – sie ist eine gesellschaftliche Herausforderung von enormer Tragweite.“ Und weiter: „Das sieht man auch daran, dass der Anteil unter den Wählerinnen und Wählern am linken und rechten Rand des Parteienspektrums noch einmal höher ist. Wenn sich über 80 Prozent dieser Menschen um ihre Absicherung im Alter sorgen, ist das ein Warnsignal – und auch eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhaltes. Denn wer heute nicht vorsorgen kann, wird morgen abgehängt. Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung für mehr Vertrauen in die Vorsorgesysteme.“ 

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments