Das Wachstum bei den Baugenehmigungen verliert an Fahrt, warnt der GdW Bundesverband. Um dem drastisch steigenden Wohnungsbedarf zu begegnen, seien Sofortmaßnahmen notwendig.
Der GdW Bundesverband weist darauf hin, dass der Aufschwung bei den Baugenehmigungen bereits wieder nachlässt.
„In Deutschlands Städten steigt die Wohnungsnachfrage immer stärker an, doch die Dynamik beim Wohnungsbau kühlt immer weiter ab. Gerade angesichts der stark steigenden Zuwanderung muss die Politik sofort wirksame Maßnahmen ergreifen, um den Wohnungsneubau anzuheizen“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, zu den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Plus von 4,8 Prozent bis Ende September
Von Januar bis September 2015 wurde demnach in Deutschland der Bau von 222.800 Wohneinheiten genehmigt. Das waren 4,8 Prozent oder 10.300 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum.
Damit setzt sich das Wachstum bei den Baugenehmigungen fort, ist aber weniger stark als im Zeitraum von Januar bis September 2014. Damals hatte das Plus gegenüber dem Vorjahr noch bei 5,2 Prozent gelegen.
Im Geschosswohnungsbau wurden dieses Jahr von Januar bis September 97.132 Wohnungen genehmigt, im Ein- und Zweifamilienhausbau 86.260 Wohnungen.
Städte brauchen Neubau-Boom
„Wir brauchen einen Neubau-Boom in den Städten“, betont Gedaschko. „Das Wachstum bei den Baugenehmigungen reicht hinten und vorne nicht aus, um das in diesem Jahr erneut gestiegene Defizit beim Wohnungsbau auszugleichen.“
Derzeit liege das Wohnungsdefizit in Deutschland bei mindestens 800.000 Wohnungen. Das liege keineswegs nur an der aktuell hohen Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen.
„Hauptursache des immer akuteren Wohnungsmangels in vielen Großstädten ist, dass in den vergangenen Jahren viel zu wenig gebaut wurde“, erklärt Gedaschko.
Flüchtlingszuzug erhöht den Bedarf
Die anhaltende Flüchtlingszuwanderung erhöhe jedoch den Handlungsdruck insbesondere in den Wachstumsregionen enorm.
Konkret müssten in Deutschland bis 2020 jährlich insgesamt rund 400.000 Wohnungen und damit rund 140.000 Mietwohnungen mehr als in diesem Jahr gebaut werden – davon 80.000 Sozialwohnungen und 60.000 Einheiten im bezahlbaren Wohnungssegment.
Für die Wohnungswirtschaft sei klar: „Wir bauen für alle: für Studenten, für ältere Menschen, für Alleinerziehende und Familien und für alle Menschen, die zu uns kommen und ein Bleiberecht haben“, so der GdW-Chef.
Politik soll Hürden abbauen
Die Politik müsse die bestehenden Hürden für mehr bezahlbaren Wohnungsbau sofort aus dem Weg räumen. Die von der Bauministerkonferenz angekündigte Neukonzeption von Energieeinsparverordnung und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz solle zügig bis zur Sommerpause 2016 umgesetzt werden.
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Angesichts des hohen Nachfragedrucks müssen laut GdW aber auch Sofort-Maßnahmen her: Bauleitplanungen müssten ebenso wie die Baugenehmigungsverfahren deutlich beschleunigt, die Baunutzungsverordnung überarbeitet werden, um Hemmnisse für die Nachverdichtung und Aufstockung von Wohngebäuden zu beseitigen. Zudem können sogenannte „Typengenehmigungen“ die Prozessdauer verkürzen. (bk)
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