Starkregen und Überflutungen – was zahlt die Versicherung?

Garage mit Fahrrad und Boxen bei Hochwasser
Bildagentur PantherMedia / leedsn
Vollgelaufene Garagen und Keller in Baden-Württemberg und Bayern dürfte die Schadensummen weiter nach oben treiben.

Starkregen und Überschwemmungen sorgen in Bayern und Baden-Württemberg für vollgelaufene Keller und massive Schäden. Welche Versicherung wann einspringt, wie man sein Haus schützen kann und welche Möglichkeiten Mieter und Immobilienbesitzer haben.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von Starkregen, wenn in einer Stunde 15 bis 25
Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen („markante Wetterwarnung“). Diesen intensiven
Niederschlag können Boden und Kanalisation nicht mehr aufnehmen, es kommt zu
Überflutungen von Kanälen, Kellern oder Verkehrsflächen.

Seit Jahren steigt in Deutschland die Zahl der lokalen Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen.
„Gegenden, die vor Hochwasser sicher sind, gibt es faktisch nicht. Nach den Erfahrungen der
vergangenen Jahre ist klar, dass extremer Niederschlag an jedem Ort in Deutschland möglich
ist. Auch abseits von Flüssen ist die Absicherung von Überschwemmungsschäden daher ein
wesentliches Element der Risikovorsorge“, Mathias Scheuber, Vorstandsvorsitzender der Ergo Versicherung AG.

Laut GDV haben Starkregenfälle zwischen 2002 und 2017 deutschlandweit 6,7 Milliarden Euro
Schaden verursacht. Im Juli 2021 waren Teile Deutschlands von heftigen Starkregenfällen
(Tief Bernd) und einer daraus folgenden Flutkatastrophe betroffen, die zu Schäden im privaten
und öffentlichen Bereich von 8,2 Milliarden Euro führte. Davon entfielen etwa 7,7 Milliarden Euro auf
Wohngebäude, Hausrat und Betriebe und rund 450 Millionen Euro auf Schäden an
Kraftfahrzeugen.

Starkregen: Keine Region ist sicher vor Hochwasser

Starkregen und Hochwasser richten enorme Schäden an – auch in Regionen, die zuvor nie
von Überschwemmungen heimgesucht wurden. Eine Langzeitstudie von GDV und Deutschem
Wetterdienst zeigt, dass das Risiko vor allem von kurzen, intensiven Niederschlägen ausgeht
und regional gleich verteilt ist.

Trotz zunehmender Trockenheit kann es auch weiterhin zu Starkregen kommen. Im Juni 2021
führten wochenlange Regenfälle zu patschnassen Böden. Die Regenfälle zogen weiter, aber
die Wassermassen konnten Böden und Kanalisation nicht mehr aufnehmen. Die enormen
Wassermassen führten zu einer verehrenden Sturzflut, die ganze Ortschaften verwüstete.

Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Milliarden Euro war 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre. Zum Vergleich: 2023 bezifferte der GDV die Gesamtschäden durch Naturgefahren für das gesamte Jahr auf 5,7 Milliarden Euro, das waren 1,7 Milliarden Euro mehr als 2022, aber rund sieben Milliarden Euro weniger als 2021.

Warum die Versicherung notwendig ist

Eine Überflutung durch Starkregen gilt als Überschwemmung. Um sich gegen Starkregen und
die Folgen zu versichern, ist der Einschluss „Weitere Naturgefahren“ in die Hausrat- oder
Wohngebäudeversicherung notwendig. Diese sogenannte Naturgefahrenversicherung sichert
die Folgen von Überschwemmung, Starkregen und Rückstau ab, außerdem von Erdbeben,
Erdsenkung, Erdrutsch und Schneedruck. Wichtig: Steigendes Grundwasser ist keine
Überschwemmung. Daher sind Schäden durch Grundwasser nicht versichert.

„Extremwetterbedingungen nehmen in Deutschland aufgrund des Klimawandels zu. Im
gleichen Maße steigt das Bedürfnis nach Sicherheit. Schäden durch Unwetter können adäquat
versichert werden. Im Schadenfall ist die 24/7 Erreichbarkeit und schnelle Regulierung für die
Kunden essentiell“, sekundiert Karin Brandl, Bereichsleiterin Schaden bei der Ergo Versicherung.

Zwar haben sich nach den extremen Wetterverhältnissen in 2021 nach Angaben der Ergo mehr Hausbesitzer für den Schutz gegen Naturgefahren wie Starkregen und Hochwasser entschieden, dennoch sind im Bundesdurchschnitt nach GDV-Angaben erst 54 Prozent der Wohngebäude abgesichert. Viele Eigentümer unterschätzen die Gefahr starker Regenfälle für ihr Haus. Heftige Regenfälle können Häuser bis zur Unbewohnbarkeit beschädigen.

Vielfältige Schäden: Sturm und Hagel

Doch ist es nicht nur der Starkregen, der die Schäden in die Höhe treibt. Oftmals werden derartige Extremwetterlagen für heftige Hagelschläge, begleitet durch heftige Sturm- oder sogar Orkanböen. Seit 2001 beobachtet der Deutsche Wetterdienst eine deutliche Zunahme von starken Hagelschlägen. Im Juni 2021 verursachte eine Unwetterserie in Deutschland enorme Sachschäden. Die Hagelschäden an rund 430.000 Autos beliefen sich auf 1,25 Milliarden Euro.

Für Schäden durch Sturm und Hagel am Haus kommt in der Regel die Wohngebäudeversicherung auf. Diese Gefahren gehören neben „Feuer“ und „Leitungswasser“ zum üblichen Versicherungsschutz. Auch eine kostspielige Solaranlage auf dem Dach lässt sich in der Wohngebäudeversicherung mit absichern. Handelt es sich um ein gewerbliches Gebäude, können Hagelschäden über eine gewerbliche Gebäudeversicherung versichert werden.

Zerstören Sturm oder Hagel beispielsweise Fenster oder das Dach und es dringt dadurch
Regenwasser in Wohnräume ein und beschädigt Mobiliar, bietet die Hausratversicherung oder
die Geschäftsversicherung finanziellen Schutz. Im Rahmen der Geschäftsinhaltsversicherung
sind Sturm-/Hagel-Schäden durch unmittelbare Einwirkung des Sturms oder durch
umherfliegende Gebäudeteile, Bäume und andere Gegenstände versichert. Darüber hinaus gibt
es eine Ertragsausfallversicherung für den Fall, dass nach einem versicherten Schaden der
Betriebsablauf unterbrochen wird.

Bei Sturm- oder Hagelschäden am Kraftfahrzeug hilft die Teil- und Vollkaskoversicherung. Der
Versicherungsnehmer hat nur die vereinbarte Selbstbeteiligung zu zahlen. In der
Vollkaskoversicherung ist die Teilkaskoversicherung enthalten – der Schadenfreiheitsrabatt der
Vollkaskoversicherung wird bei Sturm- oder Hagelschäden nicht belastet.

Für eine zerbrochene Windschutzscheibe oder eine verbeulte Motorhaube als Folge von Sturm oder Hagel ist die Teilkaskoversicherung zuständig.

Tornados entfalten immer häufiger ihre zerstörerische Kraft

Ab Windstärke acht – mindestens 63 Kilometern pro Stunde – sprechen Versicherer von einem Sturm. Die möglichen Schäden sind vielfältig und reichen von abgedeckten Dächern, beschädigten Schornsteinen und Satellitenanlagen bis hin zu entwurzelten Bäumen.

Im Februar 2022 verursachten die Orkane Ylenia, Zeynep und Antonia Schäden von insgesamt 1,4 Mrd. Euro (Platz 3 der schwersten Winterstürme seit 2002). Die Sturmserie verursachte 1,25 Mrd. Euro Schaden an Häusern, Hausrat und Betrieben sowie rund 65.000 Schäden an Kraftfahrzeugen in Höhe von 125 Mio. Euro.

Experten gehen davon aus, dass Stürme zukünftig nicht unbedingt häufiger vorkommen, aber dass sie stärker werden. Dadurch – und durch den gewaltigen Wertzuwachs in den vergangenen Jahrzehnten – entstehen größere Schäden. Im Vergleich zu früher gibt es in unserer Gesellschaft heute einfach viel mehr Dinge, die wertvoll sind und geschützt werden sollten.

Für Sturmschäden an einer Immobilie kommt die Wohngebäudeversicherung auf, wenn die Gefahr „Sturm und Hagel“ enthalten ist. Dies dürfte fast immer der Fall sein, da „Sturm und Hagel“ neben den Gefahren „Feuer“ und „Leitungswasser“ zum üblichen Versicherungsschutz gehört.

Sturmschäden betreffen hauptsächlich die Wohngebäudeversicherung, 90 Prozent aller Schäden fallen darunter. Sie springt ein, wenn zum Beispiel ein Sturm das Dach beschädigt. Dringt auch noch Regenwasser ein, zahlt die Hausratversicherung für beschädigte Möbel.

Werden durch Dachziegel oder durch Bäume aus dem Garten das Nachbargebäude, fremde Fahrzeuge oder gar Personen verletzt, kümmert sich die private Haftpflichtversicherung oder die Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung um die Ansprüche.

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