Obwohl sich alle Skandale der Branche auf die unregulierte Ära beziehen und fast ausschließlich Unternehmen betreffen, die nicht mehr aktiv sind, sitzen die Vorurteile auch gegen alternative Investmentfonds (AIF) der neuen Generation häufig tief. Das belegt nicht zuletzt ein unlängst erschienener Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ (13. Oktober 2016).
Darin berichtet die Zeitung über einen Berliner Projektentwicklungsfonds, dessen Immobilien-Investitionen bislang nicht wie geplant durchgeführt wurden und bei dem womöglich Geld in dunklen Kanälen versickert ist. Selbstverständlich wird dies erneut der gesamten Branche der geschlossenen Immobilienfonds angelastet und diese generell als durch und durch unseriös dargestellt.
Das wäre an sich nicht sonderlich beachtenswert, wäre da nicht dieser Zusatzartikel mit der Überschrift „Geht die Abzocke weiter?“. Darin befasst sich die „Zeit“ mit der Regulierung und berichtet unter anderem, 19 von 20 im Jahr 2015 aufgelegten Immobilienfonds hätten nach einer Auswertung von Feri EuroRating ein Volumen von weniger als 100 Millionen Euro.
Die 100-Millionen-Euro-Schwelle
Erst ab dieser Schwelle greife ein Großteil der neuen Regeln, so der Artikel. „Werden sie bewusst umgangen?“, orakelt die Zeitung. Wer sich etwas auskennt, weiß die Antwort: Nein.
Zum einen gilt die 100-Millionen-Euro-Schwelle nicht für die einzelnen Fonds, sondern für das insgesamt von der Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) verwaltete Volumen. Sie ist nur für die Frage relevant, ob die KVG von der Finanzaufsicht Bafin zugelassen oder – mit geringeren Anforderungen – lediglich registriert sein muss.
Zum anderen werden fast alle Publikums-AIF schon wegen vertrieblicher Restriktionen von einer zugelassenen (und nicht nur registrierten) KVG aufgelegt. Die 100-Millionen-Schwelle spielt dann keine Rolle.