Deutschlandweit fürchten Vermittler den Provisionsdeckel. Vertreter des Maklerpools Fonds Finanz zeigen sich jedoch unbeeindruckt. Darüber sprach Cash.Online mit Markus Kiener, geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice GmbH.
Im Fragebogen zu unserer jährlichen Maklerhitliste schrieben Sie vor kurzem, dass der Provisionsdeckel Ihrer Meinung nach keine Auswirkungen auf die Versicherungsvermittler haben wird. Warum gehen Sie davon aus? Zumal der GDV in internen Gesprächen mit deutlichen Auswirkungen rechnet.
Zunächst einmal vorab: Wie insbesondere die beiden Gutachten von Herrn Prof. Schwintowski und Herrn Papier darlegen, wäre ein Provisionsdeckel in der aktuell vorliegenden Entwurfsfassung nicht nur verfassungs-, sondern sogar europarechtswidrig. Deshalb gehen wir davon aus, dass der Deckel nicht beschlossen wird und damit auch keine Auswirkungen auf das Geschäft von Vermittlern haben wird.
Grundsätzlich hat das LVRG unserer Meinung nach seinen Sinn und Zweck erfüllt und die vom Gesetzgeber angestrebte Wirkung gezeigt. Die Versicherer haben die Abschlusskosten flächendeckend gesenkt. Sie haben die Abschlussprovisionen reduziert und teilweise die Stornohaftungszeit verlängert.
Manche Versicherer haben anstelle der vordiskontierten Abschlussprovisionen eine laufende Vergütung für Vermittler eingeführt. Damit wurden die Kosten im Sinne der Verbraucher gesenkt, weshalb unseres Erachtens keine „Nachbesserung“ in Form eines Provisionsdeckels notwendig ist.
Sollte der Deckel dennoch beschlossen werden, hätte er in seiner aktuellen Ausgestaltung für diejenigen Vermittler, die qualitativ hochwertig beraten nur geringe Auswirkungen. Erfüllen sie die noch zu definierenden Qualitätskriterien, erhalten sie auf die grundlegenden 25 Promille noch bis zu 15 Promille oben drauf und erreichen damit ähnliche Größenordnungen wie heute – wobei der bürokratische Aufwand hinsichtlich der Abwicklung sicherlich deutlich zunehmen würde.
Wichtig ist vor allem, dass sich der Deckel nur auf einen Teil des LV-Geschäftes auswirkt, nämlich auf das Altersvorsorgegeschäft. Biometrische Risiken wie BU oder Risiko-LV sind nicht betroffen. Das bedeutet auch, wenn Vermittler grundsätzlich breit aufgestellt sind, sind sie weniger angreifbar im Falle von Regulierungen und auch generelle Risiken, wie etwaige finanzielle Ausfälle, können durch andere Segmente und Sparten gut kompensiert werden.
Nach wie vor sorgen viele Deutsche nicht privat für ihren Ruhestand vor. Diesen Zustand zu ändern ist seit langem erklärtes Ziel der Branche. Wird der Provisionsdeckel dem entgegenwirken?
Auch in diesem Zusammenhang kommt es ganz stark darauf an, wie der Deckel letztlich ausgestaltet wäre. Die Produkte der privaten Altersvorsorge sind heute schon recht komplex und dadurch sehr beratungsintensiv. Makler müssen aktiv auf ihre Kunden zugehen und sie von der Notwendigkeit überzeugen, für das Alter vorzusorgen.
Durch einen Deckel könnte es durchaus dazu kommen, dass sich Makler von der Vermittlung von Lebensversicherungsprodukten abwenden – sofern der Aufwand nicht mehr im Verhältnis zum Ertrag steht. In dem Fall könnten Makler aber auch alternative Vorsorgeprodukte in Betracht ziehen.
Ist der Provisionsdeckel eine Einführung der Honorarberatung durch die Hintertür?
Nein, das ist es nicht und sollte auch nicht die Absicht sein. Denn ganz gleich, in welchem europäischen Land die Honorarberatung bislang eingeführt wurde, hat dies dazu geführt, dass immer weniger Menschen Zugang zu einer Beratung erhalten haben.
Gerade sozial Schwächere sind oftmals nicht in der finanziellen Lage, sich einen Berater leisten zu können. Ihnen bleibt damit nicht nur der Zugang zur Beratung, sondern insbesondere auch der Abschluss einer Absicherung verwehrt. Damit steht die Honorarberatung dem eigentlichen Ansinnen, ausschließlich dem Kundeninteresse zu dienen, diametral entgegen.
Das Interview führte Benjamin Müller.
Foto: FondsFinanz