Geldpolitik: Kauft die Fed bald wieder Staatsanleihen?

Holzwürfel mit dem Namen FED auf Dollarscheinen
Foto: PantherMedia
Kommt in die Fed-Politik demnächst wieder Bewegung?

Eine Zinsentscheidung steht im kommenden FOMC-Meeting, dem wichtigsten geld- und währungspolitischen Gremium der US-amerikanischen Zentralbank Federal Reserve (Fed), wohl nicht bevor. Warum die Sitzung am Mittwoch von Marktteilnehmern dennoch akribisch verfolgt wird, erklärt Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei Ethenea.

„In der kommenden Fed-Sitzung wird keine Zinsentscheidung fallen“, ist sich Senior Portfolio Manager Volker Schmidt sicher: Die Inflation in den USA sei zwar rückläufig, die jüngsten Indikatoren (CPI, PPI, PCE) hätten aber über den Markterwartungen gelegen. „Das zeigt, dass der Weg zum Fed-Ziel von zwei Prozent nicht so gradlinig verläuft wie erhofft“, schlussfolgert der Experte.

Der Konsum in den Vereinigten Staaten sei nach wie vor stark, der Arbeitsmarkt überraschend robust. Die größten Beiträge zur Gesamtinflation kämen aus dem Dienstleistungssektor. „All diese Faktoren“, so Schmidt, „wirken disinflationär, sodass die Teuerungsrate kurzfristig nicht unter die Zwei-Prozent-Marke fallen wird.“


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Darauf achten Marktbeobachter am Mittwoch besonders: Summary of Economic Projections und Fed-Bilanz 

Auch wenn ein Zinsschritt am 20. März voraussichtlich ausbleibe, werde die nächste Sitzung der Federal Reserve Bank von Marktbeobachtern mit großer Spannung erwartet, weiß Finanzexperte Schmidt. Zentral seien dabei zwei Datenpunkte aus dem Werkzeugkasten der Notenbanker:

Der erste Datenpunkt sei die Summary of Economic Projections (SEP) der Zentralbank, die – anders, als sonst üblich – ebenfalls am Tag der Sitzung aktualisiert werde. Sie enthält Prognosen wichtiger volkswirtschaftlicher Indikatoren wie BIP-Wachstum, Arbeitslosenquote, Inflation und den sogenannten „Dot Plot“, also die Leitzinsschätzung aller FOMC-Mitglieder für die kommenden drei Jahre und die lange Sicht.

„Die bislang jüngsten Zahlen stammen aus dem vergangenen Dezember. Die Prognose war damals, dass das Inflationsziel (PCE) erst 2026 erreicht werden würde“, erinnert sich Schmidt. Seitdem ist die Teuerungsrate allerdings deutlich schneller zurückgegangen. In der Folge sah sich Notenbankchef Jerome Powell in der vergangenen Pressekonferenz mit der Frage konfrontiert, ob der hohe Leitzins von 5,25-5,5 Prozent nicht zu hoch sei. „Der Fed-Chef hat mehrmals auf die SEP verwiesen. Der Markt wird am Donnerstag jede einzelne Zahl im Summary akribisch verfolgen und analysieren“, sagt Portfoliomanager Schmidt.

Der zweite interessante Datenpunkt beziehe sich laut dem Experten auf die eigene Bilanz der US-amerikanischen Notenbank: „Bislang wurde die quantitative Straffung, also das Abschmelzen der Aktivseite der Bilanz, auf der Passivseite sogar überkompensiert: Sie wurde von der noch schnelleren Reduktion der Reverse Repurchase Agreement Operations (RRP) von einem Allzeithoch von ca. 2,5 Billionen US-Dollar Ende 2022 auf aktuell ca. 450 Milliarden US-Dollar überholt“, beobachtet Schmidt. „Dadurch sind die Reserven der Fed netto angestiegen.“ Doch dieser Effekt sei nun aufgebraucht, so die Meinung des Finanzexperten. Eher sei sogar wieder von steigenden RRPs als Reaktion auf ein negatives Netto-Angebot US-amerikanischer Treasury Bills in den kommenden Wochen auszugehen. „In der Summe würde das die Liquidität des amerikanischen Bankensystems belasten. Das ist von der Fed und den liquiditätsverwöhnten Kapitalmärkten natürlich nicht gewünscht“, analysiert Schmidt.

„Uns würde interessieren, wie eine möglichst normale Bilanzpolitik der Fed aussehen könnte. Christopher Waller, Chef der St. Louis Fed, hat in einer Rede vor einigen Wochen gesagt, dass die Fed im Rahmen der Bilanznormalisierung bald zum Käufer von amerikanischen Staatsanleihen werden dürfte.“

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