Rechtsschutzversicherung: Gemeinsam stärker

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Torsten Schwan leitet den Bereich Spartenmanagement Rechtsschutz bei der Ergo Versicherung AG.

Vor Gericht und auf hoher See ist man ist Gottes Hand. Es sei denn, man kann auf kompetente juristische Expertise zurückgreifen, wenn es darauf ankommt: Wie man eine gute Rechtsschutzversicherung erkennt. Die Cash.Online-Kolumne von Ergo-Rechtsschutz-Experte Torsten Schwan.

Ernsthafte juristische Probleme gibt es schneller, als man denkt. Da reichen ein vermeintlich leichter Auffahrunfall, Krach mit dem Nachbarn oder der Streit mit dem Chef um ein nicht zufriedenstellendes Arbeitszeugnis. Für einen Laien wird die Rechtslage schnell zu einem Buch mit sieben Siegeln. Auch googlen hilft dann nicht viel. Oft wird es schwierig, ohne die Hilfe eines Rechtsanwaltes oder einer Anwältin zu seinem Recht zu kommen.

Doch das kostet. Anwälte und Gericht stellen ihre Honorare und Gebühren in Rechnung. Zeugen fordern Entschädigungen, auch Sachverständige und Gerichtsvollzieher verursachen Kosten. In der Summe kann die Endabrechnung höher als der Streitwert des Verfahrens ausfallen und damit die eigenen Möglichkeiten deutlich überschreiten. Eine Kostenübernahme durch einen Versicherer ist damit ein wichtiger Bestandteil der privaten Absicherung.

Darüber hinaus übernehmen gute Rechtsschutzversicherer für ihre Kunden auch die Kosten einer Mediation. Diese freiwillige Streitschlichtung durch einen Profi erspart allen Beteiligten oft den Gang vor ein Gericht, weil sie so schon im Vorfeld einen tragfähigen Kompromiss finden.

Grundsätzlich nützt eine Rechtsschutzversicherung zweifach. Zum einen, weil sie Versicherten schnelle Hilfe und Orientierung bietet, zum anderen, weil sie anfallende Kosten der rechtlichen Vertretung und Durchsetzung übernimmt. Eine gute Police trägt die Anwalts- und Gerichts­kosten in möglichst vielen Lebens­lagen und hat nur wenige Ausschluss­klauseln.

44 Unternehmen bieten in Deutschland Rechtsschutzversicherungen an. Insgesamt bearbeiten sie über vier Millionen Fälle im Jahr. 2020 übernahmen sie die Kosten ihrer Versicherten in Höhe von mehr als 2,8 Milliarden Euro (Quelle: GDV). Allein 1,8 Millionen Kunden nutzten den schnellen Draht zur anwaltlichen Telefonberatung.

Individuelle Bausteine

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen empfiehlt Rechtsschutzversicherungen für verschiedene Lebensbereiche. Sie raten zu einer vereinbarten Versicherungssumme von mindestens 300.000 Euro.

Abhängig Beschäftige profitieren z.B. für den Fall, dass ihnen Ärger mit dem Arbeitgeber drohen könnte, etwa wegen eines Arbeitszeugnisses, einer Abmahnung oder Kündigung. Auch für Autofahrer und für Menschen, die Streit um Versicherungsleistungen aus der Kranken- oder der Berufsunfähigkeitsversicherung befürchten, halten sie diese Police für sinnvoll. Ebenso profitieren Mieter von der juristischen Rückendeckung, wenn Vermieter anderer Ansicht bei Schönheitsreparaturen, Betriebskostenabrechnungen oder Mieterhöhungen sind.

Rechtsschutzversicherungen werden im Paket oder individuell nach dem Baustein-Prinzip kombinierbar angeboten. Das gilt beispielsweise für den Verkehrs-Rechtsschutz, Eigentümer- und Miet-Rechtsschutz, Privat- und Berufsrechtsschutz für Nichtselbstständige oder Privat- und Berufsrechtsschutz für Selbstständige.
Aber auch eine Rechtsschutzversicherung trägt nicht automatisch die Kosten jedes Streites. Ausschlüsse bestehen beispielsweise für Scheidungsverfahren, bei Erbfragen, Immobilienkauf oder rund um Geldanlagen. Deshalb gibt es spezielle Policen oder Policenbausteine, die etwa Ärger rund um Immobilien abdecken.

Die Checkliste

Rechtsschutzversicherungen gibt es in vielen Varianten und von vielen Anbietern. Die Besten erkennen Sie außer an ihrem guten Preis-Leistungs-Verhältnis auch an diesen Punkten:

Das Wichtigste von allem: Individuell zugeschnittene Produkte. Das heißt, die Versicherung bietet ihren Kunden und Kundinnen ja nach Lebenssituation passgenaue Angebote und Zusatzleistungen. Ihre Vertragsunterlagen sind verständlich.

Wichtig im Rechtsschutzfall ist natürlich die sofortige und aktive Unterstützung durch den Rechtsschutzversicherer. Gut ist, wer seinen Kunden von morgens bis spät abends eine direkte und umfassende telefonische anwaltliche Rechtsberatung zur Verfügung stellt.

Auch der spätere Kundenservice im Leistungsfall ist besonders wichtig. Dazu gehören etwa die Reaktionsgeschwindigkeit auf Deckungsanfragen und ein umfassendes Netzwerk an qualifizierten Rechtsanwälten.

Sich über die Zufriedenheit mit einem bestimmten Anbieter schon vor einem Vertragsabschluss zu informieren, ist gar nicht so schwierig. Dafür gibt es zum Beispiel das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen, kurz BaFin. Die Behörde berichtet auf ihrer Website jährlich darüber, wie viele Kunden sich bei der Versicherungsaufsicht über welche Unternehmen beschwert haben. Den aktuellen Stand finden Sie hier: (https://www.bafin.de/DE/PublikationenDaten/Statistiken/Beschwerde/beschwerdestatistik_node.html:) Die gute Nachricht aus Bonn: In der Rechtsschutzversicherung gab es im Jahr 2020 deutlich weniger Beschwerden von Versicherten als noch 2019.

Auch wichtig zu wissen: Die Versicherungsbedingungen guter Anbieter orientieren sich an den vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft unverbindlich veröffentlichten „Allgemeine Bedingungen für die Rechtsschutzversicherung“.

Frühzeitig abschließen

Für einen bei Vertragsabschluss schon bestehenden oder sich abzeichnenden Rechtsstreit übernehmen die Versicherungen die Kosten meist nicht. Zum Anlass einer rechtlichen Auseinandersetzung darf es in der Regel erst nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Wartefrist kommen. Sie beträgt je nach Anbieter meist zwischen drei und sechs Monaten. Aber es gibt Ausnahmen. Bei einer Verkehrs-Rechtsschutzversicherung gilt der Schutz, z.B. nach Verkehrsunfällen, sofort. Auch wer einen lückenlosen Rechtsschutz-Vorvertrag abschließt, erhält direkt Versicherungsschutz.

Über den Autor: Torsten Schwan leitet den Bereich Spartenmanagement Rechtsschutz bei der ERGO Versicherung AG.

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