Cash.: Von welchem Zeithorizont sprechen wir bei der Annäherung?
Stachon: Auch in Zukunft werden Spitzenvertriebe führend im Markt sein. Die Zahl der angestellten Vermittler geht zwar zurück, die Zahl der freien Vermittler bleibt dagegen erstaunlich konstant. Dabei wird immer vom „Maklersterben“ gesprochen.
Das spricht für die Beratung. Wenn Sie sich heute Versicherungsvertriebe anschauen, dann bilden diese die Altersstruktur der Bevölkerung ziemlich genau ab.
Und so wie die Bevölkerung altert, altern auch diese Vertriebe. In meinen Augen ist das durchaus wirtschaftlich eine gesunde Koinzidenz.
Sie sprachen gerade von der Verzahnung von Vertrieb und digitalen Versicherern. Erwarten Sie Kannibalisierungseffekte?
Bisher hat die Digitalisierung in Deutschland mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Auch im Bereich Versicherung werden völlig neue Geschäftsfelder aufgemacht.
Seit 400 Jahren macht die Branche technologische Veränderungen mit und versichert am Ende neue Risiken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schiffsversicherer komisch geschaut haben, als man plötzlich Feuer unter Deck gemacht hat, um ein Schiff schneller zu machen.
Und irgendwie haben Versicherer auch überlebt, als plötzlich Dinge in die Luft gestiegen sind und Menschen transportiert haben.
Ich glaube, dass durch technologische Entwicklungen und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, neue Geschäftsmöglichkeiten auch im Bereich Versicherungen entstehen. In meinen Augen gibt es ein viel größeres Problem.
Und das heißt Demografie. Wenn Sie Vermögensaufbau in einer frühen Phase Ihres Lebens beginnen, tut sich eine Versicherung leicht, Risiken abzudecken.
Nun wird die Phase des Entreicherns aber immer länger. Die Geschäftsmodelle der Zukunft werden die Entsparungsphase von Menschen begleiten müssen. Das hat ganz andere Voraussetzungen und Logiken.
Seite fünf: „Die Überregulierung beginnt“