Der Trend zu unsteten Erwerbsbiografien nährt Zukunftsängste bei den Beschäftigten und verstärkt Zweifel an der Gerechtigkeit des Generationenvertrags. Das sind die Ergebnisse einer Forsa-Studie in Kooperation mit der Gothaer Versicherung.
Wie aus der Studie hervorgeht, sind befristete Arbeitsverhältnisse bei jüngeren Menschen an der Tagsordnung: 58 Prozent der befragten 20- bis 30-Jährigen befanden sich schon einmal in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Bei den 61- bis 70-Jährigen waren dies lediglich 13 Prozent.
Die Gründe für eine unterbrochene Berufstätigkeit haben sich laut Studie ebenfalls verändert: Während 47 Prozent der 61- bis 70-Jährigen ihre Berufstätigkeit meist wegen Haushalt und Kindererziehung zwischenzeitlich aufgegeben haben, begründeten die 31- bis 40-Jährigen die ungewollte Pause mehrheitlich mit Arbeitslosigkeit.
Auffällig sei zudem, dass die Anzahl der Arbeitgeberwechsel zugenommen haben, berichten die Studienmacher: Die 50- bis 60-Jährigen waren bislang im Schnitt an vier verschiedenen Arbeitsstellen beschäftigt, die 30- bis 40-Jährigen kamen bereits auf 3,1 Arbeitgeber, obwohl sie erst halb so lange im Arbeitsleben standen.
Zukunftsängste: sozialer Abstieg und Altersarmut
Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass die größten Zukunftsängste im persönlichen Umfeld liegen. Dabei wird die Pflegebedürftigkeit am häufigsten genannt (65 Prozent), dahinter folgt die Sorge um das Wohl der Familie (57 Prozent) sowie die Angst, schwer zu erkranken (56 Prozent).
Auch die Eurokrise sorgt bei den Deutschen für Kopfzerbrechen: 65 Prozent glauben, dass sich die Krise negativ auf ihre Rente auswirkt, bei den 31- bis 60-Jährigen sind es sogar 72 Prozent.
Generationenvertrag kippt
Dass die demografische Entwicklung in Deutschland die Funktionsfähigkeit des Generationenvertrags bedrohe, scheine in der deutschen Bevölkerung angekommen zu sein, meint die Gothaer: Nach Aussage von 90 Prozent der Befragten muss das Rentensystem in Deutschland reformiert werden. Weitere 41 Prozent halten den Generationenvertrag für ungerecht, weil die jüngere Generation übermäßig stark belastet werde.
Aufgrund der geringen Rendite in der gesetzlichen Rentenversicherung würden 56 Prozent der Deutschen ihr Erspartes lieber privat anlegen. Lösungsmöglichkeiten werden in der Einbeziehung der Beamten und Selbständigen in die gesetzliche Rentenversicherung (83 Prozent) oder in einer partiellen Steuerfinanzierung (58 Prozent) gesehen.
Altersvorsorge scheitert an den Mitteln
Als Hauptgrund für eine fehlende Altersvorsorge nennen 77 Prozent der Befragten nicht ausreichende finanzielle Mittel, 39 Prozent zweifeln an der Sicherheit der Produkte und 23 Prozent geben ihr Geld lieber für andere Dinge aus. 73 Prozent der Deutschen sei allerdings klar, dass sie im Alter mit weniger Geld auskommen müssen.
„Unsere Studie zeigt sehr deutlich, dass den meisten Bürgern sehr klar ist, dass durch den demografischen Wandel den nachwachsenden Generationen in unserem heutigen Rentensystem kaum noch zu bewältigende Lasten aufgebürdet werden“, sagt Dr. Werner Görg, Vorstandsvorsitzender der Gothaer. Die große Mehrheit, vor allem der jüngeren Generation, habe das Problem der drohenden Altersarmut erkannt, so Görg.
Für die Studie wurden 1.518 Personen zwischen 20 und 70 Jahren in Deutschland repräsentativ befragt. (nl)
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