Teil II: Frischer Wind und große Erwartungen

Dem Infrastrukturbereich zuzuordnen, sind die Wasserdesinfektionsanlagen, die der junge Initiator Grasshopper Investments von Frankfurt aus anbietet. Hersteller ist das im benachbarten Darmstadt ansässige Unternehmen Redo Water Systems, das seit rund zehn Jahren am Markt ist und im Jahr 2004 mit dem Innovationspreis des Bundeswirtschaftsminsteriums ausgezeichnet wurde. Die Desinfektionstechnologie sei effektiver, umweltfreundlicher und ökonomischer als andere und wird bereits seit 2005 in 30 Ländern eingesetzt. Gerade aufstrebende Industrieländer stehen wegen der damit verbundenen Urbanisierung vor der Herausforderung, immer mehr Menschen mit sauberem Trink- und Nutzwasser zu versorgen.

Das Portfolio des Clean Water I Fund soll mit rund 240 dieser Anlagen bestückt und an die Endkunden vermietet werden, so dass der Fonds Mieteinnahmen generieren kann. Die Endkunden verteilen sich auf unterschiedliche Branchen – darunter Krankenhäuser, Wasserwerke und Agrarbetriebe – und Länder. Redo hat gegenüber der Fondsgesellschaft eine bestimmte Umsatzhöhe pro Jahr garantiert. Sofern die Initiatorentochter Inwasol, die sich die Exkluisvvermarktung für China und Bulgarien hat zusichern lassen, weitere Umsätze generiert, fließen sie dem Fonds und damit den Anlegern zu. Insgesamt herrscht also Interessengleichheit zwischen den Beteiligten, zumal sich der Initiator als Wachstumsfinanzierer betätigt und ein hohes Eigeninteresse daran hat, dass in Darmstadt alles gut läuft. Die Grasshopper-Geschäftsführerin Mareen Schneider ist Juristin und unterhält nach wie vor eine eigene Kanzlei, die sich auf internationales Wirtschaftsrecht und Kapitalmarktrecht spezialisiert hat. In dieser Funktion hat sie bereits mehrere Prospekte für Wertpapiere erstellt. „Ich setze mich seit Jahren bei der BaFin dafür ein, dass die Prospekte auch für Anleger und Vertriebspartner verständlicher werden. Allerdings ist das mitunter ein Kampf gegen Windmühlen. Das an sich sinnvolle Ziel der transparenten Risikoaufklärung wird so jedenfalls verfehlt“, meint Schneider, die den Prospekt für ihr Erstlingswerk selbst geschrieben hat. „Beide sind die Visitenkarte eines Emissionshauses und gerade für Newcomer besonders wichtig. Bei deutschen Investoren erzeugt der geschlossene Publikumsfonds Vertrauen. Im Ausland dagegen erntet man dagegen mit den 140-Seiten-Werken häufig nur Unverständnis. Daher können wir uns zusätzlich Direktinvestments mit einer Laufzeit von nur drei Jahren vorstellen. Die ließen sich hierzulande und international anbieten“, sagt die Emissionshaus-Chefin und verweist auf den Containeranbieter P&R, dessen plausibles Steuerkonzept aufgrund der gleichen Afa-Zeiten nachgebildet werden könne.

Trotz des nachvollziehbaren Investitionskonzepts ging auch sie behutsam bei dem Auftaktprodukt ans Werk: Knapp 3,5 Millionen Euro zuzüglich Agio wollen die Hessen bis Ende 2012 einwerben. Die Aufnahme von Fremdkapital ist nicht vorgesehen. „Wir haben zum Markteinstieg unterschätzt, wie erklärungsbedürftig das Trendthema Wasser noch ist. Das gilt auch für unsere Vertriebspartner, die allerdings nach unserer Schulungsoffensive ihre Kunden umfassend informieren und beraten können. Obwohl sich die Platzierung langsamer entwickelt als geplant, haben wir 45 Anlagen erworben, von denen 25 bereits installiert wurden. Dadurch können wir zusätzlich Vertrauen aufbauen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald die immense Nachfrage seitens der Mieter mit Fondsanlagen bedienen können“, sagt Schneider.

Treuhandaufgaben werden ausgelagert

Der Initiator ist wie viele der Newcomer sehr schlank aufgestellt, so dass sich die Personalkosten in Grenzen halten. Die Mittelverwendungskontrolle und die Treuhandaufgaben übernehmen wie bei den meisten Initiatorenneulingen externe Dienstleistungsunternehmen.

Ein Infrastrukturinvestment ganz anderer Art will die im Mai 2011 in Berlin gegründete Sworn Capital GmbH anbieten. Im Laufe des dritten Quartals 2012 soll der erste Publikumsfonds des jungen Emissionshauses auf den Markt kommen, über den Privatanleger in US-amerikanische Mobilfunkmasten investieren können. Erträge sollen die Masten dadurch generieren, dass die Antennenplätze an US-amerikanische Mobilfunkanbieter wie AT&T, T-Mobile oder Clearwire vermietet werden. Das Konzept ist nicht neu und wurde bereits in den Jahren 2009 und 2011 mehrfach von dem Emissionshaus BAC Berlin Atlantic Capital in der Fondsreihe BAC Infratrust umgesetzt und erfreute sich reger Anlegerresonanz. Aufgebaut und verantwortet hat die Produktsparte Oliver Schulz, der das Emissionshaus im Dezember 2010 nach zwei Jahren wieder verließ, nachdem die Schwierigkeiten der US-Lebensversicherungspolicen-Fonds der Serie BAC Life Trust kein Ende nehmen wollte und diverse Vorwürfe gegen das BAC-Management erhoben wurden.

Schulz gründete zunächst Ende Januar 2011 das Unternehmen Sworn Wireless LLC und vier Monate später das Emissionshaus in Berlin. Der Firmenname kommt aus dem englischen und nicht von ungefähr: Übersetzt bedeutet er soviel wie ‚Verpflichtung‘ oder ‚Schwur‘ und bezeichnet die Vereidigungszeremonie eines Präsidenten, in der er gelobt, seinem Land und den Menschen zu dienen. „Im übertragenen Sinne heißt das für uns, dass Anlegergelder so investiert und verwaltet werden, wie es den Anlegern zugesagt wurde und wir lassen uns dafür in die Pflicht nehmen. Das sollte selbstverständlich sein, ist es aber – wie sich immer wieder gezeigt hat – leider nicht, weswegen wir diesen Aspekt hervorheben wollen. Die einzelnen Buchstaben stehen für die deutschen Attribute stabil, wertorientiert, ökonomisch, reell und nachhaltig“, erläutert Stefan Winter, der den Vertrieb bei Sworn verantwortet. Er war in gleicher Funktion bei BAC tätig ebenso wie die Fondskonzeptionärin Chloé Kolhoff. „Der erste Publikumsfonds von Sworn Capital wird im Herbst 2012 in den Vertrieb gehen und investiert direkt in den Wachstumsmarkt US-Mobilfunkinfrastruktur. Einer der konzeptionellen Unterschiede zu früheren Beteiligungsangeboten in diesem Bereich wird die kurze Laufzeit von rund fünf Jahren sein“, verrät Winter. Den wichtigen Absatzkanal der Großanleger plant auch er zu nutzen: Bereits im Sommer soll ein Private Placement auf den Markt kommen.

Seite 3: Heimische Immobilien laufen gut – auch bei den Initiatorenneulingen

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