Knapp zwei Kilometer elbaufwärts hat sich ein Wettbewerber ganz ähnlich aufgestellt: Die One Capital Emissionshaus GmbH wurde erst im Jahr 2011 unter dem Dach der One Group gegründet, die bereits seit 2008 in Hamburg existiert. Der Unternehmensverbund hat sich auf zahlreiche Dienstleistungen rund um die Projektentwicklung von Immobilien spezialisiert und nach eigenen Angaben bereits an einem Transaktionsvolumen von rund 500 Millionen Euro mitgewirkt. Die Gesellschafter Lahcen Knapp, Felix Ermel und Thomas Ermel haben bis dato vornehmlich mit institutionellen Immobilieninvestoren zusammengearbeitet. Seit Anfang dieses Jahres haben die Hanseaten jedoch mit ihrem ersten Publikumsfonds ProReal Deutschland Fonds auch etwas für Privatanleger im Angebot, die sich ab 10.000 Euro beteiligen können. Als künftige Fondsobjekte haben die Hanseaten Projektentwicklungen in westdeutschen Metropolregionen und Berlin ausgemacht, wobei der Schwerpunkt auf Wohnimmobilien liegen soll. Die weitgefassten Investitionskriterien erlauben den Bau, die Sanierung und den Handel der Gebäude, ohne auf Ebene der Fondsgesellschaft Fremdkapital in Anspruch zu nehmen. „Wir treten dabei als Ko-Investor auf und beteiligen uns direkt an bereits laufenden Projekten großer Immobilienentwickler. Dadurch unterscheiden wir uns von den Wettbewerbern, die dieses Konzept nicht ohne weiteres kopieren können“, betont Thomas Ermel von One Capital.
Die bisherigen Investitionen verteilten sich zu gleichen Teilen auf die Sparten Neubau und Revitalisierung von Wohnobjekten. „Es zeichnet sich ab, dass wir verstärkt Wohnungen in unseren Top-Märkten Hamburg und München revitalisieren werden. Aufgrund der positiven Anlegerresonanz planen wir, bereits im August das Fondsvolumen von zehn auf 30 Millionen Euro aufzustocken und im März 2013 vollständig investiert zu sein“ sagt Ermel, der das Beteiligungsangebot zum Vertriebsstart mit einer Platzierungsgarantie über zehn Millionen Euro ausgestattet hatte. Der Entschluss, die Fondsreihe fortzusetzen, hat sich in Ermel verfestigt. Auf die Frage, warum er ausgerechnet ein Emissionshaus in Zeiten gegründet hat, in denen die Bedeutung des Marktes der geschlossenen Fonds abnimmt und deren Platzierungszeiträume steigen, antwortet er selbstbewusst: „Wir glauben daran, dass Qualität immer seinen Markt hat und Spezialisten wie wir stärker gefragt sind als bisher. Von den rückläufigen Platzierungsergebnissen sind hauptsächlich die großen Emissionshäuser betroffen, die in fast allen Segmenten Fonds auflegen und auch schon aufgrund ihrer breit aufgestellten Assetklassen nicht das Know-How in allen Segmenten auf gleichem Niveau bereithalten können“, sagt der One-Capital-Geschäftsführer.
DII-Chef Manke sekundiert: „Viele Emissionshäuser trauern den guten alten Zeiten mit hohen Umsätzen hinterher. Das tun wir nicht. Wir haben unser Haus an die Marktgegebenheiten angepasst und sind so effektiv aufgestellt, dass wir selbst bei geringen Umsätzen auskömmlich arbeiten könnten. Das schützt vor falschen Investitionsentscheidungen. Mittel- bis langfristig wollen wir möglichst wenig an dieser Aufstellung verändern. Nicht der schnelle finanzielle Erfolg des Emissionshauses steht im Fokus, sondern der finanzielle Erfolg des Anlegers“.
Lieber wäre es wohl allen Newcomern, wenn beides gelänge. Dass sie mit hehren Zielen an den Start gehen, ist zwar positiv – die Nachhaltigkeit ihrer Konzepte wird allerdings erst aus den Leistungsbilanzen der kommenden Jahre abzulesen sein.
Autor: Andreas Friedemann
Fotos: Grasshopper Investments, Deutsche Immobilien Invest