Halten Sie weitere Innovationen für denkbar oder geht es für Sie eher darum, die bereits vorhandenen PS „auf die Vertriebsstraße“ zu bekommen?
Gerade ein so junges, dynamisches Geschäftsfeld ist geprägt von Innovationen. Sie spiegeln auch den Stellenwert wider, welchen die bKV in den einzelnen Gesellschaften einnimmt. Oft wurden lediglich Einzeltarife eins zu eins in arbeitgeberfinanzierte Gruppentarife umgewandelt, um in diesem Segment präsent zu sein, das dürfte aber kaum ausreichen. Andere Unternehmen als wir haben frühzeitig ein differenziertes bKV-Tarifwerk entwickelt, sie denken und handeln dabei viel mehr aus der Perspektive von Unternehmen und deren Mitarbeiter, um größtmöglichen Mehrwert und Nutzen zu stiften. Innovationen sind weiter zu erwarten. Wir gehen aber davon aus, dass diese sich verstärkt auch in Prozessen sowie in der effizienten Begleitung von Vertriebspartnern zeigen werden.
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Zum Schluss ein Ausblick: Inwieweit hat die bKV das Potenzial, das schwierige Geschäft mit der Krankenvollversicherung auszugleichen?
Ziel und Zweck der bKV war und ist es, neben der Krankenvoll- und Zusatzversicherung sowie der Pflegevorsorge neue Geschäftsfelder mit Potenzial zu belegen, um diese zu heben. Die bKV ist folglich keine ursächliche Reaktion auf die Konsolidierungsphase in der Vollversicherung, zumal unser Engagement für die bKV bereits 2009 begann und Ende 2011 auch in ein eigenständiges Tarifwerk mündete. Demzufolge war es aber aus heutiger Sicht nur richtig, diesen Schritt frühzeitig zu tun.
Um einem Ausblick für die bKV gerecht zu werden, müssen die Rahmenbedingungen und deren Entwicklungstendenzen betrachtet werden. Immer wenn gesetzliche Versorgungssysteme an die Grenze der Leistungs- und Finanzierbarkeit stoßen, bedarf es Alternativen. So hatte 2004 der Gesetzgeber infolge von deutlichen Einschnitten im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung Kooperationen mit Anbietern von privaten Zusatzversicherungen ermöglicht. Gewissermaßen als kleinen Ausgleich. Oder zwei Jahre zuvor die Einführung der staatlichen Förderung infolge der Kürzung des Rentenniveaus.
In einigen Nachbarländern sind Gesundheitsleistungen bereits ganz eng mit dem Arbeitgeber verknüpft. Eine Entwicklung, die sich auch hierzulande vermehrt abzeichnet. Wer die bKV auch in diesem Kontext betrachtet, sieht sie nicht als Notnagel für die kurzfristige Kompensierung anderer Geschäftsfelder durch schnell realisierbare Umsätze, sondern als chancenreichen Zukunftsmarkt.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Andreas Varnhorn