Die Grünen haben vor einer Aushöhlung des Solidargedankens in der Krankenversicherung durch Gesundheits-Apps gewarnt.
„Beitragsermäßigungen durch die Hintertür für junge und fitte zu Lasten älterer oder chronisch kranker Versicherter sind zutiefst unsolidarisch“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Techniker Krankenkasse (TK) erwägt, die Nutzung von Fitnessarmbändern in ihr Bonusprogramm zu integrieren. Ein Bonusprogramm weiche aber nichts am Solidarsystem auf, sagte TK-Chef Jens Baas der Deutschen Presse-Agentur. „Eher im Gegenteil: Eine Solidargemeinschaft kann nur funktionieren, wenn es in ihr auch genügend gesunde Menschen gibt. Deshalb ist es uns wichtig, uns nicht nur für die medizinische Versorgung Kranker einzusetzen, sondern auch zu honorieren, wenn sich Versicherte um ihre Gesundheit kümmern.“
Grüne: Patienten müssen Souveränität über Daten erhalten
Klein-Schmeink argumentierte, insbesondere im Bereich der privaten Krankenversicherung sei der Einsatz solcher Minicomputern, die den Gesundheitszustand von Versicherten bis ins Detail vermessen könnten, „ein weiteres Einfallstor für eine fortschreitende Aushöhlung des Solidargedankens“. Sie warf der Bundesregierung vor, hier wegzuschauen und damit wieder einmal zu offenbaren, „wie wenig ihr an einer starken Solidarität aller Versicherten gelegen ist“.
Mit Blick auf den Datenschutz sagte die Grünen-Politikerin: „Die Daten, welche durch den kleinen Begleiter am Handgelenk oder in der Hosentasche erhoben werden, dürfen nicht ohne das Wissen und die Zustimmung der Patientinnen und Patienten in die Hände Dritter gelangen.“ Patienten müssten „die volle Souveränität über ihre Daten erhalten. Sie müssen jederzeit entscheiden können, was mit ihren Daten passiert.“
Große Potenziale bei der Informationsvermittlung
Nach Angaben der Bundesregierung erfreuen sich Gesundheits-Apps und sogenannte Wearables einer zunehmenden Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom würde ein Drittel der befragten Nutzerinnen und Nutzer ihre Gesundheitsdaten an Krankenkassen weitergeben, etwa um im Gegenzug Vorzüge zu erhalten.
Es gebe zwar große Potenziale bei der Informationsvermittlung, der Unterstützung beim individuellen Training und der Förderung des Gesundheitsbewusstseins durch die Minicomputer, aber auch erhebliche Risiken besonders für die sensiblen Gesundheitsdaten der Versicherten. Nach einer Studie im Auftrag des Justizministeriums sehen 39 Prozent der Befragten die Verwendung ihrer Daten durch Dritte als Problem an.
TK-Chef Baas kann sich durchaus vorstellen, dass in Zukunft auch Fitnesstracker im Bonusprogramm der Krankenkasse eine Rolle spielen. Er stellte aber klar, dass die Teilnahme freiwillig sei. „Mit Risikobewertung hat das nichts zu tun.“ Anders als die private kenne die gesetzliche Krankenversicherung keine Risikoprüfung oder -bewertung ihrer Versicherten. „Jeder wird ohne Ansehen seiner Person versichert.“ (dpa-AFX)
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