Einige Krankenversicherer haben diesen Trend schon aufgegriffen. So haben etwa die Gothaer sowie die Axa Krankenversicherung – ebenso wie die Techniker Krankenkasse – angekündigt, die App Tinnitracks auf Rezept zu erstatten. Mit dieser App können Tinnitus-Patienten ihre Lieblingsmusik gemäß der Frequenz des Tinnitustons hören. Die tägliche Nutzung von mindestens anderthalb Stunden führt zu einer Beruhigung der Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns und das lindert wiederum die Symptome. Aber auch weitere Gesundheits-Apps wie Novego, TeleClinic, OneLife werden von diesen oder anderen Versicherern mittlerweile unter bestimmten Bedingungen angeboten.
Große Verantwortung für Versicherer
Krankenversicherer, die diesen Weg gehen, haben eine ganz besonders große Verantwortung; denn Versicherte die diese Leistungen in Anspruch nehmen, verlassen sich darauf, dass die App hohen medizinischen Standards genügt und ein Höchstmaß an Datenschutz gewährleistet. Insofern wäre es für Versicherer unklug, rein aus Marketinggründen auf den symbolischen App-Zug aufzuspringen und irgendwelche Lifestyle-Apps anzubieten, deren medizinischer Mehrwert zweifelhaft ist.
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Digitalisierung bedeutet in jeder Branche Veränderung – und in allen Branchen hat sich gezeigt, dass es klug ist, sich frühzeitig mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen. Im Gesundheitswesen und erst recht bei Versicherern ist das nicht anders. eHealth-Lösungen, wozu die „echten“ Gesundheits-Apps gehören, verändern die Medizin nachhaltig. Dieser Prozess ist bereits jetzt schon im Gange und wird sich in den nächsten Jahren weiter beschleunigen.
Leistungsbild der PKV wird sich früher oder später verändern müssen
Damit wird sich auch das Leistungsbild der privaten Krankenversicherung früher oder später verändern müssen. Die unterschiedliche Vorgehensweise bei den Gesundheits-Apps zeigt aber auch, dass es derzeit noch Unterschiede zwischen den einzelnen privaten Krankenversicherern gibt und bisher eher wenige proaktiv entsprechende Angebote unterstützen. Das wird sich schnell ändern, sobald sich weitere medizinisch hochwertige Gesundheits-Apps in „normalen“ Versorgungsstrukturen etablieren. Spätestens in einigen Jahren wird es dann völlig normal sein, dass eine private Krankenversicherung die Kosten für eine Gesundheits-App übernimmt, genauso wie es ganz normal sein wird, dass ein Arzt eine solche verschreibt.
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