Trotz der unterdurchschnittlichen Performance sieht Vinay Thapar, Portfoliomanager für US-Wachstumsaktien und das AB International Healthcare Portfolio beim Asset Manager AllianceBernstein (AB) dennoch weiterhin deutliches Wachstumspotenzial für das Segment.
„Die Fehlerträge von Gesundheitsaktien beruhen auf drei Faktoren: Erstens war der Sektor von einer Rotation in konjunktursensiblere Branchen betroffen, da sich die Anleger für eine wirtschaftliche Wiederbelebung nach COVID-19 positionierten. Zweitens wurden unrentable kleinere Biotech-Unternehmen in diesem Jahr abverkauft, nach hohen, aber volatilen Gewinnen im Jahr 2020. Und drittens haben steigende Zinsen die Gewinne von Wachstumsaktien im Allgemeinen gedrückt.
Unserer Ansicht nach untergraben diese Trends jedoch nicht das langfristige Potenzial innovativer Gesundheitsunternehmen mit soliden Geschäftsgrundlagen. Die folgenden vier Fragen können helfen, den Weg zu interessanten Anlagemöglichkeiten in diesem Sektor zu weisen:
- Wie hat dieEntwicklungvon COVID-19-Impfstoffen die Gesundheitsbranche verändert? Der Erfolg der mRNA-Technologie hat das Repertoire der Arzneimittelhersteller um eine wichtige Komponente erweitert. Wir können uns wahrscheinlich auf neue mRNA-getriebene Impfstoffe gegen Grippe freuen – und möglicherweise auch gegen Malaria, HIV und bestimmte Krebsarten. Und auch die Medikamentenentwicklung hat sich beschleunigt. Die Zeit bis zur Markteinführung eines Medikaments könnte sich vom derzeitigen Standard von sieben bis zehn Jahren um etwa ein bis zwei Jahre verbessern.
- Was bedeutet die Politik der Biden-Regierung für den US- Gesundheitsmarkt? Bislang gibt es keine Anzeichen für größere Initiativen der US-Regierung im Gesundheitswesen, insbesondere bei der Preisgestaltung von Medikamenten oder der Krankenversicherung. Selbst innerhalb der Demokratischen Partei gibt es erheblichen Widerstand gegen eine größere Reform der Medikamentenpreise. Auch die Bemühungen, die Patente auf COVID-19-Impfstoffe auszusetzen, stecken fest. Insgesamt erwarten wir also keine extremen politischen Veränderungen, was das politische Risiko für Anleger reduziert.
- Identifiziert ein ESG-Fokus Risiken oder Chancen für Unternehmen im Gesundheitswesen? Wir sind der Meinung, dass Unternehmen, die die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern, einen positiven Einfluss auf das gesamte System haben. Dadurch sind sie in einer Zeit steigender Gesundheitskosten und verstärkter staatlicher Eingriffe gut für Wachstum positioniert. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie ein wertorientierter ESG- Ansatz, der sich auf den Patientennutzen konzentriert, auch bessere Geschäftsergebnisse für Unternehmen schaffen kann – und die Erträge für Anleger unterstützt.
- Welche neuen Trends sollten Anleger beachten? Die Diagnostik ist ein spannendes Segment. Insbesondere seitens der Regierungen wird es verstärkte Anstrengungen geben, um präventive Diagnostikmöglichkeiten zu entwickeln. Auch wird die medizinische Versorgung näher an den Wohnort rücken. Je mehr Menschen ambulant behandelt werden können und je früher man eingreifen kann, desto besser ist es für den Patienten und für die Gesellschaft. Technologie wird ebenfalls breiter eingesetzt werden, zum Beispiel, um Patienten zu identifizieren, die ein Risiko für einen schlechten Ausgang haben. Dies kann helfen, die Reihenfolge der Versorgung zu bestimmen. Und auch Verfahren zur Datenanalyse werden immer häufiger eingesetzt, um Ergebnisse auf innovative Weise zu verbessern.
Aufregende Medikamente in der Entwicklung und neue Technologien allein sind unserer Meinung nach kein guter Wegweiser für den Anlageerfolg. Stattdessen ist die Konzentration auf die Fundamentaldaten – Bilanzen, Wettbewerbsvorteile, Cashflows und Profitabilität – der beste Weg, um innovative Gesundheitsunternehmen zu finden, die gut positioniert sind, um den Anlegern in einer sich schnell entwickelnden Welt nach der Pandemie langfristige Erträge zu liefern.“