Unabhängig vom Wahlausgang wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) keine optimale Gesundheitsvorsorge mehr leisten können. In der Schweiz ist die Ergänzung durch eine private Zusatzversicherung üblich. Hierzulande bietet das Produkt beste Chancen für Vermittler.
Gastbeitrag von Beat Moll, CSS Versicherung AG
Eine beeindruckende Zahl: Im Jahr 2011 beliefen sich die Ausgaben im Gesundheitswesen laut Statistischem Bundesamt auf 293,8 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Anstieg um 5,5 Milliarden Euro zum Vorjahr – und die Kosten werden weiter steigen.
Hierfür gibt es zwei Hauptgründe: den medizinisch-technischen Fortschritt und den demografischen Wandel. Betrachtet man diese beiden Ursachen zusammen, bedeutet dies, dass immer weniger Menschen eine immer bessere und teurere Gesundheitsversorgung finanzieren müssen. Aus diesem Grund kann das derzeitige System langfristig die Versorgungssicherheit zu den heutigen Kosten nicht mehr garantieren.
Kopfpauschale versus Bürgerversicherung
Die SPD steht für das Modell der Bürgerversicherung. Die Idee ist, die Trennung zwischen privater Krankenversicherung (PKV) und gesetzlicher Krankenversicherung aufzuheben und eine einheitliche Versicherung für alle Bürger anzubieten.
Finanzieren will die SPD dieses System über Beiträge, die prozentual abhängig vom Bruttolohn sind und zu gleichen Teilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer übernommen werden. Die derzeitige Regierungskoalition hält am bestehenden dualen System fest, jedoch soll die Finanzierung geändert werden.
Das Konzept der Gesundheitsprämie sieht vor, die Beiträge pauschal zu erheben. Fest steht, dass mit einem Systemwechsel die Finanzierung der steigenden Gesundheitsausgaben nicht per se sichergestellt ist. Auf Grund der Kostenentwicklung im Gesundheitssektor werden die Versicherungen weiter Leistungen aus dem Katalog streichen müssen.
In der Bevölkerung muss ein Umdenken stattfinden: Wie im Bereich der Altersvorsorge werden sich auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge verstärkt private Zusatzangebote etablieren. Im Nachbarland Schweiz ist das schon lange üblich.
Private Zusatzvorsorge – die Schweiz macht es vor
Eigenverantwortung gehört zu den Schweizer Grundprinzipien. Das zeigt sich auch im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Zwar besteht auch in der Schweiz eine Krankenversicherungspflicht. Aber falls eine Behandlung notwendig wird, müssen die Patienten zehn Prozent der Kosten selbst tragen, bis maximal 1.000 Schweizer Franken pro Jahr.
Zusätzlich fällt eine jährliche Selbstbeteiligung von 300 bis 2.500 Schweizer Franken an. Je höher die Selbstbeteiligung, desto geringer die monatliche Prämie. Die Anbieter der obligatorischen Krankenversicherung sind per Gesetz dazu verpflichtet, die gleichen Leistungen anzubieten. Diese Absicherung umfasst einen Basisschutz. Zahnbehandlungen oder Zahnersatz sind beispielsweise nicht inbegriffen.
Solche Leistungen sichern die Schweizer eigenverantwortlich über Zusatzversicherungen ab. Rund 90 Prozent haben eine Zusatzpolice abgeschlossen. Was in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit ist, wird sich auch in Deutschland weiter verbreiten. Derzeit gibt es hierzulande mehr als 23 Millionen abgeschlossene Zusatzversicherungen, Tendenz steigend. Die Entwicklung birgt Chancen für Vermittler.
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