Gesundheitswesen: Ärzte rechnen mit Qualitätseinbußen

Fast die Hälfte der Ärzte – doppelt so viele wie 2008 – sieht die Versorgungsqualität aufgrund des zunehmenden Kostendrucks beeinträchtigt (46 Prozent). Weitere 43 Prozent befürchten, dass es in Zukunft dazu kommen wird. Mehr als jeder dritte Arzt hat laut eigenen Angaben aus Kostengründen schon auf medizinisch notwendige Behandlungen verzichten müssen. Allerdings waren dies bei den meisten Ärzten Einzelfälle. In der Bevölkerung ist die Besorgnis, dass Behandlungen aus Kostengründen nicht vorgenommen werden, leicht rückläufig, mit 31 Prozent aber immer noch verbreitet (2010: 42 Prozent).

Enge Budgets führen zu Behandlungsverschiebungen

Häufiger als zu einem Behandlungsverzicht kommt es zu Verschiebungen aus Budgetgründen. 56 Prozent der niedergelassenen und sogar 60 Prozent der Krankenhausärzte mussten zumindest in Einzelfällen notwendige Behandlungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, 16 Prozent bzw. 15 Prozent schon häufiger.

39 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten mussten in den vergangenen Jahren Behandlungen beim Arzt schon selbst bezahlen, weil die Krankenkassen die Kosten für diese Leistungen nicht übernommen haben. Von den Privatversicherten berichten lediglich 29 Prozent, dass sie für ärztliche Leistungen selbst aufkommen mussten.

Bisherige Reformschritte in der Pflege reichen Bevölkerung nicht

Bei der Pflege genügt der Bevölkerung das Engagement der Regierung auch nach den jüngsten Reformschritten nicht. 71 Prozent der Bevölkerung sind überzeugt, dass die Politik zur Sicherstellung und Verbesserung der Pflegesituation mehr tun müsste (2011: 82 Prozent). Viele urteilen dabei aus persönlicher Betroffenheit: 48 Prozent der Befragten machen sich Sorgen, dass sie im Pflegefall finanziell nicht ausreichend abgesichert sind (2011: 52 Prozent), nur eine Minderheit von 39 Prozent (2011: 37 Prozent) zeigt sich unbesorgt.

Vier von zehn Bürger erwägen „Pflege-Bahr“-Absicherung

Eine private Pflegevorsorge ist für 69 Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig. Staatliche Zuschüsse zur privaten Pflegezusatzversicherung befürworten 47 Prozent der Bevölkerung, lediglich 28 Prozent stehen einer solchen Maßnahme skeptisch gegenüber. Bei dem zu Jahresbeginn in Kraft getretenen „Pflege-Bahr“ als Anreiz für eine private Zusatzabsicherung ist das Stimmungsbild geteilt: Immerhin 39 Prozent sehen in dem staatlichen Zuschuss von fünf Euro einen Anlass, den Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung ins Auge zu fassen. 40 Prozent sind anderer Meinung. Unter denen, die sich Sorgen um ihre Absicherung machen, sehen sogar 50 Prozent im Pflege-Bahr bereits einen Anreiz – lediglich 31 Prozent nicht.

PKV-Verband spricht sich für System-Erhalt aus

Beim Verband der privaten Krankenversicherer (PKV-Verband) fühlt man sich von den Ergebnissen der MLP-Studie ermutigt: „Wenn sich 82 Prozent der Menschen in Deutschland zufrieden über das heutige Gesundheitswesen äußern, macht es überhaupt keinen Sinn, das gesamte System auf den Kopf zu stellen“, teilt PKV-Sprecher Stephan Caspary in einer ersten Stellungnahme mit. Der Verband spricht sich gegen die Bürgerversicherung aus und plädiert für den Erhalt des gegenwärtigen Gesundheitssystems in Form einer Co-Existenz aus gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherern. (lk)

Foto: MLP

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