„Investoren müssen stärker ins Risiko gehen“

Sind die Investoren derzeit generell bereit, stärker ins Risiko zu gehen?

Wir beobachten die Notwendigkeit, stärker ins Risiko zu gehen, da die herkömmlichen Anlagen oft nicht mehr ausreichend Rendite liefern, um die Verpflichtungen der Investoren zu erfüllen. Dies hat den Boom in die alternativen Assetklassen mit höheren Risiken ausgelöst. Alle Investoren versuchen, zu diversifizieren – sowohl bei den (europäischen) Ländern als auch bei den Produkten. Neben Büro-, Einzelhandels- und Wohnimmobilien sind wir momentan zum Beispiel in Frankreich besonders erfolgreich im Health-Care-Segment.

Welche Standorte in Europa entwickeln sich derzeit besonders vielversprechend für Immobilieninvestoren?

Grundsätzlich sind alle kerneuropäischen Länder interessant, weil die Wirtschaft sich gut entwickelt. Core-Märkte wie Deutschland und Frankreich bieten spannende Investment-Perspektiven. So punkten viele deutsche Städte mit niedrigen Leerstandsraten und stabilen Mieten. In Paris werden die Mietpreise bald wieder steigen, zudem ist der Markt in der französischen Hauptstadt einer der liquidesten und transparentesten der Welt. Und auch in London ist das Marktumfeld gesund. Neben dem „Kernpaket“ Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind aktuell ganz eindeutig Spanien, die Niederlande und seit diesem Jahr auch Italien auf der Überholspur. Denn in solchen zyklischen Märkten können Investoren mit einer taktisch geschickten Anlagestrategie die speziellen Chancen nutzen, die sich hier ergeben.

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Die Niedrigzinsphase hält vorerst an, jedoch ist ein Anstieg in 2016 nicht auszuschließen. Wie würde dies die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien beeinflussen?

Wir sehen die ersten, sehr zögerlichen Versuche, in den USA an eine Erhöhung des Zinsniveaus zu denken, was bestimmt einen kleinen Wendepunkt mit sich bringen wird. Für Europa ist das noch nicht absehbar und wir gehen davon aus, dass die Zinsen noch über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben. Die Schwäche der asiatischen Märkte und insbesondere Chinas trägt dazu bei, dass der europäische Markt interessant bleiben dürfte. Darüber hinaus ist Europa momentan sehr attraktiv für Dollar-Investoren, die Gewinne durch den Wechselkurs erzielen. Generell reagieren die Immobilienmärkte immer verzögert, und die Liquidität ist extrem groß. Erst wenn die Zinsen wieder in etwa die Höhe der Immobilienrenditen erreicht haben, könnte der Markt kippen. Dies ist aber in den nächsten Jahren aufgrund der hohen Staatsverschuldung nicht absehbar. 

Interview: Frank O. Milewski

Foto: BNP Paribas

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