Für Gewerbeimmobilien gilt: Zuversicht an allen Fronten, neue Rekordwerte an den Börsen, eine expandierende Konjunktur und ein weiter äußerst attraktives monetäres Umfeld. Für Risikoszenarien bleibt da wenig Platz, auch wenn eine gewisse Grundskepsis partout nicht weichen will.
Gastbeitrag von Timo Tschammler, JLL Deutschland
Im Euroraum haben die Wahlausgänge in Frankreich und den Niederlanden für eine richtungsweisende Erleichterung gesorgt.
Dennoch dokumentiert die jüngste Bankenpleite in Italien die immer noch sehr fragile und volatile Lage in Europa und macht sehr deutlich, wie schnell sich Brandherde entfachen können.
Investoren sind insofern also gut beraten, bei ihren strategischen Zielen mögliche Risiken mit einzupreisen und weiter mit entsprechender Vorsicht zu agieren. Und trotz aller berechtigten Vorsicht bei Anlage-Entscheidungen: weiter geht die deutsche Immobilien-Investmentrallye.
Transaktionsvolumen wächst weiter
Der gute Jahresauftakt 2017 hat sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Mit einem Transaktionsvolumen von 13,2 Milliarden Euro wurde das bereits sehr gute erste Quartal nochmals übertroffen und so bilanzieren im ersten Halbjahr 2017 25,8 Milliarden Euro in der Statistik, ein Plus von 47 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016.
Von Seiten der Nachfrage wäre noch mehr möglich gewesen, wäre denn ein adäquates Angebot entsprechender Produkte vorhanden gewesen. Aus Marktsicht ist es allerdings nachdrücklich zu begrüßen, wenn die Potenziale nicht gänzlich ausgereizt werden.
Diese wahrnehmbare Zurückhaltung dokumentiert eindrucksvoll, dass nicht alle Bestandshalter auch Verkaufsdruck haben, dass die Banken nach wie vor sehr genau prüfen und die solide Nachhaltigkeit einer Fremdfinanzierung hinterfragen und schlussendlich, dass auch die Investoren sich selbst eine gewisse Vorsicht auferlegen und sich augenscheinlich ein gewisses Liquiditätspolster für kurzfristige Risiken oder aber einen unerwartet schnellen Zinsanstieg vorhalten.
Hinzu kommt, dass sich für viele Eigentümer bei dem gegenwärtigen Preisniveau zwar hohe Wertzuwächse realisieren ließen, dennoch unterbleibt ein Verkauf oftmals, weil die Verkäufer dann nicht wissen, wie sie das Kapital wieder reinvestieren sollen. Ein selten komfortables Dilemma. Ohne Frage.
Kapitale in Zentren wachsen unterdurchschnittlich
Im ersten Halbjahres 2017 entfielen aggregiert rund 12,4 Milliarden Euro auf die sieben großen deutschen Investment-Hochburgen, entsprechend einem Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Obwohl insbesondere großvolumige Transaktionen überwiegend in einer der Big Seven stattfinden, fällt das Wachstum in den Kapitalen nur unterdurchschnittlich aus.
Umgekehrt lässt sich feststellen, dass Märkte außerhalb der etablierten Zentren mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 66 Prozent eine deutlich stärkere Dynamik aufweisen. Etwa 13,4 Milliarden Euro wurden abseits der Big Seven investiert. Damit hat sich der vorsichtig formulierte Trend unserer Prognose aus dem ersten Quartal bestätigt.
Seite zwei: Büros und Hotels besonders in Zentren begehrt