Vor dem Hintergrund der europäischen Staatsschuldenkrise und dem anstehenden Bankenstresstest erwartet das Immobilienberatungsunternehmen CBRE insbesondere für die erste Jahreshälfte 2012 einen schwierigen Finanzierungsmarkt in Deutschland. Das zeigt der „View Point Debt Advisory Market Insights“ von CBRE.
Die Geschäftszweig Real Estate Finance des Immobilienberatungsunternehmens CBRE veröffentlicht regelmäßig den „View Point Debt Advisory Market Insights“ und beleuchtet darin den Immobilienfinanzierungsmarkt in Deutschland. Zu den Kernaussagen des aktuellen Berichts zählen:
– Ein überproportional hoher Anteil an fällig werdenden Bankanleihen, steigende Anleihemargen der Banken und ein gestörter Interbankenmarkt führen zu einer weiter restriktiven Kreditangebotsvergabe und somit zu einer fühlbaren Kreditverknappung
– der aktuelle Kreditbestand bei Gewerbeimmobilien in Deutschland beträgt rund 300 Milliarden Euro
– Der Yield Gap als Differenz aus der Immobilienrendite für erstklassige Produkte und der zehnjährigen Bundesanleihe lag zum Jahresende 2011 für Bürogebäude und Shopping-Center in A-Städten mit über 3,1 Prozentpunkten auf einem neuen Allzeithoch und spiegelt somit die hohe Attraktivität der Immobilieninvestition wieder
– Es wird eine Zunahme an notleitenden Immobilien, Krediten und Verbriefungen erwartet, aber keine Distressed-Welle
Dirk Richolt, Head of Real Estate Finance bei CBRE in Deutschland kommentiert: „Der Immobilienfinanzierungsmarkt und seine Teilnehmer stehen 2012 vor herausfordernden und wegweisenden Monaten, bevor der Wendepunkt zum Besseren erreicht wird. Insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2012 dürfte das Kreditneugeschäft aller Banken relativ selektiv gestaltet und auf gute Objekt- und Kundenqualitäten beschränkt sein. Zu der allgemeinen Zurückhaltung der Banken – bedingt durch den Stresstest der EBA im Juni dieses Jahres – kommt der Wegfall von substanziellen Kreditgebern wie der Eurohypo und der Westdeutschen Immobilienbank auf der Angebotsseite hinzu. Wie auch in den Vorjahren werden die Kreditgeber sich gezwungen sehen, auch unliebsame Engagements meist zu verlängern, da man sich die finale Klassifizierung als notleidendes Darlehen nicht in größerem Umfang leisten kann. Die Verhandlungen um eine Verlängerung werden jedoch schwieriger als in den Vorjahren. Der größte Druck dürfte auf Kreditnehmern lasten, deren Bank oder Darlehen in eine Abwicklungsanstalt überführt wurde.“
Jan Linsin, Head of Research bei CBRE in Deutschland ergänzt: „Notverkäufe werden weiterhin nicht – wie von manchen Marktteilnehmern befürchtet – dramatische Ausmaße annehmen, aber relativ betrachtet weiter deutlich zunehmen, da zu neuen auslaufenden und schlecht performenden Kreditengagements die vertagten Problemfälle aus den Vorjahren stoßen. Transaktionen werden unserer Meinung nach am ehesten dort realisiert, wo die Vermietungsbasis noch relativ stabil ist – also insbesondere bei Wohn- und Einzelhandelsimmobilien. Viele der Verkäufe werden jedoch nicht offiziell als Zwangsverwertung deklariert, sondern wertschonend, mit ausreichend Zeit und ohne Stigma vermarktet.“ (te)
Foto: CBRE