Die Betriebshaftpflichtversicherung ist nicht nur die gefragteste Versicherung in der Wirtschaft, sondern die Versicherung mit den größten Preisdifferenzen, wie eine Auswertung von Finanzchef24 unter tausenden Abschlussdaten nun ergab. Bekannt ist, dass sich die Policenhöhe an dem Risiko der Betriebsart und die Prämie an Kennzahlen wie Umsatz, Mitarbeiteranzahl oder Lohnsumme orientiert.
Spannend ist aber, welche Unternehmen hier besonders tief in die Tasche greifen müssen: Abbruchbetriebe zahlen laut Finanzchef24 aktuell im Durchschnitt rund 5.094 Euro im Jahr, Tragwerksplaner 3.561 Euro, Verkehrstechnik-Ingenieure 3.164 Euro und Tiefbauer sowie Vermessungsbüros um die 2.900 Euro.
Praxen für Frauenheilkunde müssen im Schnitt mit Kosten von rund 2.500 Euro rechnen. Viel weniger für ihre Policen berappen müssen Selbstständige und Unternehmer aus anderen Bereichen. Pilatestrainer, Musiktrainer oder Umweltberater zahlen im Schnitt lediglich zwischen 72 und 79 Euro.
Pilatestrainer zahlen je nach Versicherer zwischen 57 und 145 Euro
Interessant sind laut Finanzchef24 auch die Preisunterschiede innerhalb der Branche. Für einen Pilatestrainer etwa liegt die Preisspanne je nach Anbieter zwischen 57 Euro und 145 Euro, für ein Waxingstudio mit 25.000 Euro Umsatz zwischen 83 Euro und 125 Euro. Bei einem Vermessungsbüro mit 250.000 Euro Umsatz bewegen sich die Policen je nach Versicherungsanbieter zwischen 3.935 Euro und 4.022 Euro, für eine Frauenarztpraxis zwischen 787 Euro und 2.518 Euro.
„Der Preisvergleich lohnt sich nicht nur in teuren Berufsgruppen beziehungsweise Branchen, sondern generell. Wer Angebote vergleicht, bekommt ein besseres Gefühl für Leistungen und kann nebenbei mehrere Hundert Euro sparen“, sagt Payam Rezvanian, Mitglied der Geschäftsleitung bei Finanzchef24.
VSH: Mehr als 4.000 Euro Unterschied für Wirtschaftsprüfer
Deutliche Preisunterschiede zeigen sich ebenfalls bei der Vermögensschadenhaftpflicht. Derzeit müssen Selbstständige 420 Euro für den Schutz im Schnitt jährlich aufbringen, im Vorjahr waren es es rund zehn Prozent weniger, also 380 Euro. Am meisten zahlen im Schnitt Wirtschaftsprüfer mit 1.750 Euro.
Notare mit und 1.150 Euro oder Softwarearchitekten mit rund 1.000 Euro Jahresbeitrag für die Absicherung zahlen hier deutlich weniger. Deutlich günstiger ist die Absicherung bei Karriereberater, Zwangsverwaltern oder Baufinanzierungsvermittlern: Sie müssen für den Schutz jährlich im Schnitt zwischen rund 190 Euro und 220 Euro zahlen.
190 Prozent Differenz für die Absicherung
Finanzdienstleistungsvermittler zahlen im Mittel 480 Euro und Beiräte 221 Euro. Auch bei dieser Betriebsart macht jedoch nicht nur die Branche und Unternehmensgröße einen Unterschied bei der Policenhöhe, sondern ebenso der Anbieter. Laut Berechnungen von Finanzchef24 beträgt die Schwankungsbreite je nach Anbieter bis zu 190 Prozent. Ein Referenzkunde aus dem Bereich Softwarearchitektur muss je nach Versicherer zwischen 289 Euro und 692 Euro hinlegen, ein Wirtschaftsprüfer zwischen 1.315 Euro und 5.705 Euro.
Inhalt versichern: Teuer für Bäcker, preiswert für Künstler
Der Preisvergleich lohnt ebenso bei der Geschäftsinhaltsversicherung, die Betriebseinrichtung, Vorräte, Waren und Produkte absichert. Am meisten an den Versicherer überweisen müssen demnach Bauzimmereien mit fast 3.700 Euro, gefolgt von Bäckereien mit rund 1.765 Euro und Maurerer mit rund 1.500 Euro.
Für Künstler, Therapeuten oder Eiscafés hingegen fallen im Jahr im Durchschnitt nur rund 60 Euro für eine solche Police an. Referenzberechnungen von Finanzchef24 zeigen auch hier deutliche Einsparpotenziale. Je nach Anbieter variieren die Preise für Policen für Maurer um bis zu 457 Prozent. Laut Berechungen von Finanzchef24 reicht die Range hier von 74 Euro bis 338 Euro. Noch deftiger ist die Prämienspanne bei Einzelhändlern. Laut Finanzchef24 seien es hier um bis 3.004 Prozent, also von 57 Euro bis 1.551 Euro.
„Die Preisdifferenzen resultieren zum Beispiel aus der Höhe des Umsatzes und der Anzahl der Mitarbeiter. Ein Einzelhändler mit geringem Umsatz und ohne Mitarbeiter zahlt deutlich weniger für die Police als ein Einzelhändler mit hohem Umsatz und vielen Mitarbeitern. Die Bandbreite reicht hier von einem niedrigen fünfstelligen Umsatz bis hin zu 5.000.000 Euro“, erklärt Rezvanian auf Nachfrage gegenüber Cash. online. Verglichen würden allgemein Angaben von Einzelhändlern, unabhängig von Kategorien und Sortiment.