Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) in Deutschland rechnen in Zukunft mit finanziellen Engpässen und mit der Konsolidierung ihrer Branche: Laut einer aktuellen Umfrage glauben zwei Drittel, dass in Zukunft eine Zahl von 40 bis 100 Krankenkassen sinnvoll und ausreichend sei.
Nur ein Drittel der Unternehmen hält eine Anzahl von 100 bis 150 Krankenkassen für notwendig. Dies ergab eine aktuelle Befragung unter 40 von 134 Krankenkassen in Deutschland durch die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PWC).
Ambulante Krankenversorgung ist größter Kostentreiber
Auch wenn die GKV derzeit hohe Überschüsse verzeichnet, rechnen die gesetzlichen Krankenversicherer in Zukunft mit knappen Kassen. Grund hierfür sind vor allem anhaltende Kostensteigerungen, die das größte Problem aus Sicht der Befragten darstellen. Als Hauptkostentreiber werden die ambulante Krankenversorgung, psychiatrischen Krankenhäuser und die stationäre Pflege genannt (siehe Grafik).
In diesen drei Bereichen vermuten die befragten Kassen auch das größte Einsparpotenzial. IT-Maßnahmen zur Kostenreduktion und Zusatzpakete spielten hingegen keine wichtige Rolle, so PWC. Auch eine Zusatzversicherung, wie sie Krankenhausbetreiber zusammen mit Krankenversicherungen anbieten, sei aus Sicht der Befragten „kein Modell für die Zukunft“.
Finanzierung ohne Zusatzbeitrag immer schwieriger
„Die gesetzlichen Krankenversicherungen sehen sich mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert“, sagt Michael Burkhart, Leiter des PwC-Bereichs Gesundheitswesen und Pharma. „Auf der einen Seite kommen mit der demografischen Entwicklung steigende Ausgaben auf sie zu, auf der anderen Seite sinkt langfristig der Anteil der Menschen, die als Erwerbstätige zur Finanzierung der laufenden Ausgaben beitragen.“ Eine große Herausforderung besteht laut Burkhart darin, die nächsten Jahre mit dem bestehenden Beitragssatz, das heißt ohne Zusatzbeiträge, zu finanzieren.
PWC: Fachkräftemangel erhebliche Gefahr für Patientenversorgung
Aber nicht nur finanziell stoße das Gesundheitswesen an seine Grenzen, warnt Burkhart: „Wenn wir heute nicht gegensteuern, wird die Gesundheitswirtschaft mittel- bis langfristig unter einem nie dagewesenen Fachkräftemangel leiden.“ Die Patientenversorgung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in Arztpraxen in der heute gewohnten Qualität sei erheblich in Gefahr, so Burkhart weiter.
In einem pessimistischen Szenario fehlten 2030 bis zu 106.000 Ärzte. Dies entspreche 33 Prozent der dann notwendigen Stellen. Noch dramatischer sei die Situation bei Pflegekräften: Wenn sich der Fachkräftemangel fortsetze, würden 575.000 Pflegekräfte fehlen. Das entspreche 48 Prozent der notwendigen Stellen im Jahr 2030, so PWC. (lk)
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