Anders als Industriemetalle sind Edelmetalle etwas diverser – denn zum Segment zählen neben konjunktursensitiven Metallen wie Platin und Palladium auch „sichere Häfen“ wie Gold und Silber. Beim bekanntesten Edelmetall Gold betrug der Jahresverlust zwischenzeitlich bis zu zehn Prozent. Vor allem zwei Faktoren setzten dem Metall zu: zum einen die US-Dollar-Stärke, zum anderen der spürbare Anstieg der US-Realzinsen, die im bisherigen Jahresverlauf auf das höchste Niveau seit 2011 kletterten.
Nach vorne gerichtet ist das Bild ein anderes. Der Abverkauf der Aktienmärkte Mitte Oktober hat gezeigt, dass das Edelmetall weiter seine Rolle als Zufluchtsort in Krisenzeiten erfüllt: Der Goldpreis legte binnen weniger Tage knapp drei Prozent zu. Und durch den bereits hinter uns liegenden starken Renditeanstieg am US-Rentenmarkt und der robusten US-Kerninflation dürfte seitens der Realzinsen keine große Belastung mehr ausgehen.
Platin und Palladium mit Potenzial
Auch bei Platin und Palladium bieten sich Chancen. Die beiden Metalle finden ihren Einsatz vor allem in der Automobilindustrie. Platin, das in erster Linie beim Bau von Diesel-Katalysatoren Verwendung findet, geriet aufgrund des Abgasskandals in Europa besonders unter Druck. Palladium, das in Benzin-Katalysatoren verbaut wird, entwickelte sich leicht positiv. Denn global betrachtet wächst der Automobilabsatz stabil. Die Unsicherheiten aus dem Dieselskandal weichen nach und nach, die Marktanteile von Dieselfahrzeugen haben sich zuletzt stabilisiert. Platin hat mit 800 US-Dollar je Unze mittlerweile ein Preisniveau erreicht, bei dem 40 Prozent der globalen Minen nicht mehr kostendeckend arbeiten können und perspektivisch geschlossen werden könnten.
In wenigen Jahren dürfte deshalb die Nachfrage nach dem konjunktursensitiven Metall das Angebot übersteigen. Der Palladium-Markt befindet sich bereits seit fast einem Jahrzehnt im Defizit. Dieser Trend dürfte sich vorerst fortsetzen, sodass der Preis auch mittelfristig fundamental gut unterstützt bleibt.
Iran-Sanktionen belasten Rohölmärkte
Am Energiemarkt geben ebenfalls geopolitische Entwicklungen die Richtung vor – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Um mehr als 20 Prozent verteuerte sich Rohöl der Nordseesorte Brent im laufenden Jahr. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war die Verhängung scharfer US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die zum 5. November in Kraft treten sollen. Der Iran steht für rund vier Prozent der globalen Ölproduktion. Bereits in den vergangenen Monaten ging die iranische Produktion um 0,4 Millionen Barrel pro Tag zurück. Mit Inkrafttreten von Trumps Sanktionen könnte sich dies auf bis zu 1,5 Millionen Barrel pro Tag ausweiten. Das rechtfertigt aktuell eine Risikoprämie im Ölpreis.
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