Bislang konnte die rückläufige Iranproduktion noch gut von Saudi-Arabien, Russland und den US-Schieferölproduzenten ausgeglichen werden. Allein im ersten Halbjahr 2018 stieg die US-Rohölproduktion um 1,1 Millionen Barrel pro Tag an. In den nächsten Monaten stoßen die USA jedoch vorläufig an Wachstumsgrenzen: Die Pipelines sind voll, viele Energiekonzerne sind nicht mehr in der Lage, das geförderte Öl von den Bohrlöchern abzutransportieren. Zum Teil werden die Ölfässer auf dem Straßen- oder Schienenweg transportiert – das ist teuer und bremst die Investitionen.
Künftig dürfte sich das Produktionswachstum in den USA deshalb etwas abflachen. Der zuletzt überversorgte Ölmarkt könnte in diesem Zug ins Defizit drehen. Die Preise haben diese Entwicklung, die sich vermutlich im ersten Halbjahr 2019 materialisieren wird, bereits vorweggenommen. Auf dem aktuellen Preisniveau rechnen wir deshalb mit einer Konsolidierung. Wahrscheinlich ist sogar, dass das Nachfragewachstum in den Schwellenländern durch die hohen Preise regelrecht einbricht. Auf Sicht der nächsten zwölf Monate ist deshalb eher mit seitwärts tendierenden bis leicht fallenden Notierungen zu rechnen.
Chancen für Rohstoff-Investments
Nach wie vor spricht das spätzyklische Konjunkturumfeld für ein Investment in Rohstoffe. Solange (geo-)politische Risiken das solide Fundmentalbild überlagern, sollten Investoren geeignete Rohstoffe sorgfältig selektieren. Edelmetalle weisen im aktuellen Marktumfeld das beste Chance-/Risikoverhältnis auf, insbesondere bei Gold, Platin und Palladium bieten sich Chancen. Der Renditeanstieg in den USA dürfte vorerst zum Erliegen kommen, sodass der Gegenwind für Gold auf Sicht etwas abnehmen sollte. Die Kombination von sicheren Häfen und konjunktursensitiven Rohstoffen macht den Edelmetallsektor zu einer attraktiven Anlageklasse.
Autor Thomas Benedix ist Rohstoffexperte bei Union Investment.
Foto: Union Investment