Glänzende Sicherheit

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„Sicherer Hafen“ Gold: Wohl dem, der in Krisenzeiten wie diesen über einen ansehnlichen Anteil des gelben Edelmetalls verfügt.

Die Wertbeständigkeit von Gold verleiht Depots mehr Stabilität und schürt die Nachfrage. Doch auch abseits des Sicherheitsgedankens orten Experten Aufwärtspotenzial.

Gold bleibt der sachkapitalistische Klassiker mit Perspektive. Mit der Zinsentspannung in Amerika und insofern Dollar-Beruhigung ist die Bühne für einen Goldpreis deutlich über 2.000 Dollar je Unze im nächsten Jahr bereitet. Stützend wirkt zudem, dass die internationalen Notenbanken weiter Goldbestände anhäufen“, so Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Insbesondere China treibe seine „Unabhängigkeitsbewegung“ von US-Anleihen voran und kaufe so viel Gold wie kein anderes Land.Und bereits im März war es soweit. Kurz vor Redaktionsschluss schoss der Goldpreis auf ein Allzeithoch von über 2.120 US-Dollar. Der Gipfelssturm folgte auf eine Ankündigung des Fed-Gouverneurs Christopher Waller, der ein Ende des QT-Programms (Quantative Tightening) an, wodruch die kurzfristigen Renditen gesenkt und die Renditekurve steiler gemacht werden sollte. Kurzum, der Markt erwartete eine lockere Geldpolitik und begann, das entsprechend einzupreisen. Bei einem Blick passt hingegen der Ausspruch: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: Der Verlauf des Goldpreises glich im Jahr 2023 einer Achterbahnfahrt. Stieg die 31,1 Gramm schwere Feinunze allein im Januar um 150 auf 1950 Dollar, folgte ein ebenso schneller Absturz im Februar. Der März brachte eine erneute Wende mit sich, als der Finanzsektor eine massive Krise erlebte: Während in den USA mehrere Regionalbanken strauchelten oder gar pleitegingen, konnte die Schweizer Großbank Credit Suisse nur durch die Übernahme der UBS gerettet werden. Die Bilanz beim Goldpreis: plus neun Prozent binnen weniger Wochen. 

Trotz etlicher Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed, die eigentlich schlecht für den Goldpreis sind, durften sich Anleger bis Ende November über ein Plus von rund acht Prozent freuen. Hohe Zinsen belasten die Nachfrage nach Gold, das keine laufenden Erträge abwirft und somit im Vergleich zu anderen als sicher geltenden Geldanlagen an Attraktivität verliert. Und die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen, die als Referenz für Opportunitätskosten der Goldhaltung gelten, überstieg Ende Oktober erstmals seit 2007 die Schwelle von fünf Prozent. Als größter Treiber der physischen Goldnachfrage erwies sich die Nachfrage der Zentralbanken, deren Nachfrage den Markt im schon im vergangenen Jahr prägte. Zu den Käufern zählten allen voran China, Russland, die arabischen Staaten, Singapur und die ehemaligen Ostblockstaaten wie Polen und Ungarn. „Obwohl der Rekord für das dritte Quartal 2022 nicht erreicht wurde, hat die Nachfrage im bisherigen Jahresverlauf 800 Tonnen erreicht, was einen neuen Rekord für unsere Datenreihe darstellt“, schrieben die Autoren des World Gold Council in ihrem vierteljährlichen Bericht über die Nachfragetrends im dritten Quartal. Die Analysten gehen davon aus, dass die starke Kaufwelle der Zentralbanken auch in den letzten drei Monaten des Jahres anhielt. Und es gibt noch weitere Gründe, weshalb Gold als sicherer Hafen gilt. „Zeiten, in denen gehäuft Krisen auftreten, gab es schon immer. Solange es mehr Menschen gibt, die Angst haben, als solche, die keine haben, performt Gold gut. Denn es ist die perfekte Währung, die auf der ganzen Welt funktioniert. Gleiches stellen sich natürlich auch die Freunde von Kryptowährungen vor, die zugegebenermaßen in den zurückliegenden Jahren damit einen attraktiven Markt geschaffen haben. Aber am Ende bleibt dann doch immer das Gold als Ultima Ratio, in die die meisten Menschen ihr Vertrauen legen“, sagt Lars Kruse, Geschäftsführer Noble BC.

Autor Christian Euler ist Buchautor und Wirtschaftsjournalist.

Dieser Artikel ist Teil des EXKLUSIV Noble BC. Alle Artikel des EXKLUSIV finden Sie hier.

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