Darüber hinaus zeigt die Studie, dass das Ausmaß des Gender Wealth Gaps zum Zeitpunkt der Pensionierung mit steigendem Hierarchielevel zunimmt. Es wurde festgestellt, dass Frauen in leitenden Fach- und Führungspositionen weniger als zwei Drittel (62 Prozent) des akkumulierten Vermögens beim Renteneintritt besitzen, als männliche Kollegen in vergleichbaren Positionen. Im mittleren Hierarchiebereich war der Wert mit 69 Prozent immer noch beträchtlich. Bei operativen Positionen liegt er bei 89 Prozent.
„Jedes Jahr wir rund um den Equal Pay Day viel über die Ungleichheit bei der Bezahlung von Männern und Frauen in vergleichbaren Positionen gesprochen, aber das Thema müssen Unternehmen und Gesellschaft noch viel weiter denken“, sagt Florian Frank, Head of Work & Rewards bei WTW Deutschland. „Langfristig gesehen wirkt sich das Lohngefälle bis auf die Rente aus. Hier herrscht akuter Handlungsbedarf.“
Ariane Köhler, die den Bereich Work & Rewards gemeinsam mit Florian Frank bei WTW Deutschland leitet, ergänzt: „Die Ergebnisse der globalen Analyse sind erschreckend. Sie zeigen, dass in den 39 untersuchten Ländern durchweg ein Gender Wealth Gap existiert. Zu den wichtigsten Faktoren, die zu den Vermögensunterschieden beitragen, gehören Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen und verzögerte Karriereverläufe. Außerhalb des Arbeitsplatzes beeinflussen darüber hinaus Lücken in der finanziellen Bildung und familiäre Pflegearbeit die Möglichkeit von Frauen, Vermögen aufzubauen.“
Der Gender Wealth Gap weltweit
Insgesamt wies Europa den geringsten durchschnittlichen Gender Wealth Gap aller Regionen auf. Frauen erreichen in Europa bei ihrem Eintritt in den Ruhestand im Durchschnitt etwas mehr als drei Viertel (77 Prozent) des Vermögens der Männer. Deutschland liegt mit 76 Prozent knapp darunter. Die Niederlande weisen mit 70 Prozent den größten Gender Wealth Gap in Europa auf. Am besten schneidet Spanien ab: dort beträgt der Wert 86 Prozent.
„In Deutschland herrscht ein Mangel an Kinderbetreuungseinrichtungen und ein unverhältnismäßig hoher Anteil an unbezahlter Betreuungsarbeit, die Frauen leisten. Dies gehört zu den Herausforderungen bei der Schaffung eines angemessenen Ruhestandvermögens. Obwohl es eine gemeinsame Elternzeit gibt, wird diese von Männern oft nicht genutzt. Das muss sich ändern, um ausgeglichenere Vermögensverteilungen zu erzielen“, sagt Frank.
Der Gender Wealth Gap in den USA liegt mit 75 Prozent knapp über dem globalen Durchschnitt von 74 Prozent. Nigeria weist mit 60 Prozent die größten Vermögensunterschiede auf, dicht gefolgt von Argentinien mit 61 Prozent sowie Mexiko und der Türkei mit 63 Prozent.
Fokus auf ESG und DEI verringert Unterschiede
In der Studie wird hervorgehoben, dass durch Bemühungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) auch die Geschlechterdiskriminierung verringert wird. Darüber hinaus haben Aktivitäten rund um Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration dazu beigetragen, den Gender Pay Gap zu verringern und gleichzeitig Frauen die Möglichkeit eröffnet, mehr Führungspositionen zu übernehmen.
„Der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Vermögensaufbau ist ein multidimensionales Problem. Unternehmen müssen es auch unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, denn es gibt keine Einzellösung“, sagt Frank.
Über die Studie
Der „Global Gender Wealth Equity Report“ von WTW entstand in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF). Dieses Jahr wurden mit dem „Global Gender Gap Report“ erste Einblicke in das Wohlstandsgefälle veröffentlicht. Der WTW Wealth Equity Index (WEI) betrachtet den Arbeitsalltag von Frauen ganzheitlich und versucht, das Ausmaß des Gender Wealth Gaps in einer Auswahl von Ländern weltweit zu quantifizieren. Dabei wurden die quantitativen und qualitativen Aspekte der Gender Wealth Equity analysiert, indem 39 Länder eingehend untersucht wurden.