Die akademische Literatur zeigt, dass sich Zinsänderungen mit einer Verzögerung von typischerweise 12 bis 18 Monaten auf die Realwirtschaft auswirken. In Ländern, in denen die Immobilienpreise bis zum zweiten Quartal 2023 fielen, könnte sich dies daher im dritten Quartal 2023 fortgesetzt haben. Dies gilt zum Beispiel für Deutschland und Frankreich. Hier liegen uns bereits Daten für Q3 vor. Es scheint jedoch klar zu sein, dass der globale Zinsschock, sowohl bei den Leitzinsen als auch bei den langfristigen Renditen, im zweiten Halbjahr 2023 seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Finanzmärkte haben bereits erhebliche Zinssenkungen eingepreist, und die langfristigen Renditen in Europa sind seit Oktober bis Ende 2023 erheblich gesunken. Diese Entwicklung wurde stark von einer rückläufigen Inflation aufgrund von großen Basiseffekten verursacht.
Darüber hinaus haben viele Länder ein geringes Wachstum, eine Stagnation oder in Deutschland sogar eine Rezession und in fast allen Ländern die mageren Wachstumsaussichten für 2024 den Preisdruck verringert. Infolgedessen hat sich ein breiter Konsens dahingehend herausgebildet, dass keine weiteren Zinserhöhungen erforderlich sein werden. Wir stimmen dem zu und rechnen mit mehreren Zinssenkungen durch die Zentralbanken. Dieses neue Zinsumfeld dürfte die Immobilienpreise im Jahr 2024 stützen. Angesichts der Verzögerungen von 12 bis 18 Monaten und des Rückgangs der Zinssätze dürften die Wohnungsmärkte den Zinsschock weitestgehend verdaut haben.
Autor: Jochen Möbert, Deutsche Bank