Gold: „Allein der Hunger der Zentralbanken aus Indien und China ist noch nicht gestillt“

Foto: Bildagentur PantherMedia / scanrail
Wied entwickelt sich der Goldpreis im kommenden Jahr?

Mathias Beil, Leiter Private Banking der Hamburger Sutor Bank, zur Frage, ob Gold nach wie vor ein "sicherer Hafen" ist oder bereits Spekulationsobjekt.  

Nicht nur die Kurse an vielen Aktienmärkten, auch der Goldpreis markierte in den letzten Wochen ein neues Allzeithoch. Was sind die Gründe für den starken Aufschwung des Goldpreises gerade in diesem Jahr, welche Rolle spielen die Zentralbanken, und kann Gold weiterhin als „sicherer Hafen“ bezeichnet werden oder ist es längst schon Spekulationsobjekt?  

Wie lange läuft der Goldrausch noch?

Aktuell glaube ich nicht an das Ende der Goldpreisentwicklung nach oben. Die Zentralbanken treten als Käufer am Markt auf und haben seit 2022 pro Jahr etwa doppelt so viel Gold gekauft wie vorher. Allein der Hunger der Zentralbanken aus Indien und China ist noch nicht gestillt und die Zentralbankreserven sind im Vergleich zu westlichen Ländern eher noch gering. Bei Indien spricht man von etwa 10 Prozent, bei China von etwa 5 Prozent, während Deutschland rund 70 Prozent der Zentralbankreserven in Gold investiert hat. Da ist also weiter Luft nach oben. Ein Goldrausch ist es aber nicht, sonst müssten wir die Hersteller der Goldschaufeln kaufen.

Was sind die Gründe für die massiv gestiegenen Goldkäufe der Zentralbanken?

Schaut man sich an, welche Zentralbanken vor allem als Käufer auftreten, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es Zentralbanken sind, die dem US-Dollar nicht vertrauen oder nicht vertrauen wollen. Die größten Akteure sind China und Indien. Neben dem Misstrauen gegenüber dem US-Dollar liegt ein weiterer Grund sicherlich auch in den Sanktionen gegen Russland begründet. Schließlich möchte man seine Währungsreserven nicht gesperrt wissen. Ein anderer Grund liegt schlicht darin, dass man flexibel bleiben möchte. 


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Wie schätzen Sie die langfristige Entwicklung des Goldpreises ein? 

Wir haben bereits gesehen, dass die weiter gestiegenen geopolitischen Risiken neben dem Ukraine-Krieg die Goldkäufe befeuert haben. Sollte sich in Europa herausstellen, dass Länder wie Frankreich oder Deutschland kurzfristig aufgrund der Wahlen handlungsunfähig sind, würde das den Goldpreis zusätzlich für kurze Zeit weiter nach oben treiben. Französische Staatsanleihen mussten am Kapitalmarkt kurzfristig höhere Zinsen bezahlen als französische Konzerne. Das ist kein Zeichen von Vertrauen. Die langfristige Entwicklung hängt stark vom Verhalten der Zentralbanken ab und da spricht vieles für einen weiter steigenden Goldpreis.

Wie stark beeinflusst die aktuelle Entwicklung von Währungen, insbesondere des US-Dollars, den Goldpreis?

Aus meiner Sicht ist die Währungskursentwicklung von etablierten westlichen Leitwährungen natürlich ein Grund, alternativ in Gold zu investieren. Die Staatsverschuldungen wachsen und damit schwindet das Vertrauen in die Währungen.

In Zeiten fallender Zinsen bevorzugen viele Investoren risikoarme Anleihen. Ist Gold in diesem Umfeld eine attraktive Alternative?

Gold profitiert generell in Phasen fallender Zinsen. Festzustellen bleibt aber, dass das Gold in der doch recht ausgeprägten Phase steigender Zinsen nicht verloren hat, sondern vielmehr stark nachgefragt war. Ein Grund ist das Verhalten der Notenbanken der sogenannten Entwicklungsländer.

Lieber Gold oder Minenaktien?

Aktuell bevorzuge ich ETC‘s, da Minenaktien aus meiner Sicht nur bedingt die Entwicklung der Rohstoffe wiedergeben. Bei den Minenaktien hängt die Bewertung eben auch an sehr klassischen, fundamentalen Kennzahlen wie etwa Gewinn pro Aktie, Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Dividendenrendite.

Virtuelles oder reales Gold, was ist besser?

Aus meiner Sicht sollte eine Investition in Gold zumindest physisch hinterlegt sein. Es schadet aber sicher nicht, zusätzlich Goldmünzen wie etwa den Maple Leaf im Tresor zu haben. Das ist dann eine Sicherheit in einem echten Krisenszenario.

Inzwischen ist ein Bitcoin mehr wert als ein Kilogramm Gold. Gibt es nun neue Vorzeichen, was „sicherer Hafen“ und was Spekulationsobjekt ist?

Im Vergleich Bitcoin mit Gold kann man sehen, wie schnelllebig die Zeit ist. Aktuell kostet das Kilo Goldetwas über 81.000 Euro, während der Preis für einen Bitcoin bei knapp 100.000 Euro liegt. Es ist nichts Aufregendes passiert, außer, dass die Spekulationen um den Bitcoin ins Kraut schießen. Ein sicherer Hafen wie Gold hat oft auch Ebbe und Flut. Vergleichen wir jedoch Gold und Bitcoin, dann sage ich klar, dass Goldeine Investition und der Bitcoin eine Spekulation ist.

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