Warum investieren Anleger in Gold? Die allermeisten Menschen sehen im Edelmetall eine Art Krisenversicherung. Gold gilt als von Staaten und politischen Ereignissen vergleichsweise unabhängige Anlageklasse. Das liegt vor allem an der langen Geschichte, die das Edelmetall als Wertspeicher und Zahlungsmittel in vielen Kulturen seit Jahrtausenden hat.
Gold-Anleger setzen in erster Linie auf Sicherheit
Gerade wenn sich wie in den vergangenen Jahren die Krisen häufen, sehnen sich mehr Anleger nach dieser Sicherheit – und entdecken Gold als Anlageklasse. Die Voraussetzungen dafür, diese Funktion auch erfüllen zu können, bringt Gold allemal mit: Neben dem historisch gewachsenen Vertrauen in Gold als Wertspeicher ist es auch ein knappes Gut. Das führt im Vergleich zu anderen Gütern, deren Angebot schneller ausgeweitet werden kann, zu vergleichsweise stabilen Preisen. Auch der Umstand, dass Anleger Gold auch in seiner physischen Form schnell und unkompliziert wieder in Bargeld tauschen können, spricht für seine Beliebtheit. In Zeiten von Krisen oder Katastrophen wäre sogar denkbar, dass bestimmte Edelmetall-Münzen als Zahlungsmittel dienen.
Doch was ist mit der reinen Kursentwicklung? Wer auf Gold im Krisen-Jahr 2022 blickt, der sieht, dass das Edelmetall in einem turbulenten Jahr Wert konserviert hat – anders als bei Aktien, Anleihen oder manch anderen Rohstoffen gleichen sich die Jahresschlusskurse von Gold zwischen 2021 und 2022 nahezu. Es scheint, als würden auch Anleger im Edelmetall nicht in erster Linie einen Quell für Rendite sehen. Eine Umfrage von YouGov Deutschland fragte Ende Januar 2023 rund 2.000 Personen danach, wie sie die Rendite von Gold in den vergangenen zwanzig Jahren einschätzen.
337 Prozent in 20 Jahren – Rendite von Gold wird unterschätzt
Eine Mehrheit von 57 Prozent geht davon aus, dass Gold in den vergangenen zwanzig Jahren eine Rendite zwischen 0 und 100 Prozent erzielt hat. Die Mehrheit davon siedelt die historische Rendite zwischen 0 und 50 Prozent an. Tatsächlich hat Gold zwischen 2002 und 2022 allerdings deutlich besser abgeschnitten und eine Rendite von 337 Prozent erreicht. Selbst aufs Jahr gerechnet bedeutet diese Rendite einen regelmäßigen Zuwachs von rund 7,7% – Gold ist langfristig also durchaus auch ein Renditebringer gewesen.
Wie sollten Anleger Edelmetalle als Anlageklasse denn nun sehen? Wie immer beim Blick in die Vergangenheit dürfen wir nicht den Fehler machen, historische Trends einfach in die Zukunft zu extrapolieren. Wie sich Gold in den kommenden Jahren entwickeln wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die heute noch überwiegend unbekannt sind. Als sicher kann allerdings gelten, dass Edelmetalle auch in den nächsten Jahrhunderten ihrer Rolle als Wertspeicher und Reservewährung gerecht werden können – zu verankert ist diese Rolle über verschiedene Kulturen hinweg, als dass Gold auf absehbare Zeit bedeutungslos werden könnte.
Gold: Wieso sollte die Erfolgsgeschichte enden?
Sieht man die schiere Anzahl aktueller Krisenherde wie die geopolitische Situation zwischen Ost und West oder auch die schleichenden Probleme rund um Staatsschulden und Geldsysteme im Spiegel dieser weltweit anerkannten Eigenschaft von Edelmetallen, fällt eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung von Gold und Co. schon leichter. Zwar verbieten sich exakte Kursziele und genaue Prognosen auch weiterhin, doch stellt sich die Frage, wieso Gold in den kommenden zwanzig Jahren eine schwächere Entwicklung zeigen sollte als zuletzt. Wer Gold als Krisenmetall sieht, es maßvoll in einem umfassenden Vermögenskonzept allokiert und einen langen Atem hat, dürfte sich über Sicherheit und Rendite gleichermaßen freuen können.
Autor Önder Çiftçi ist CEO der Ophirum Group.