Der Osterhase meinte es dieses Jahr offenbar besonders gut mit den Edelmetallfans. Just am Ostermontag stieg der Goldpreis im US-Handel auf ein neues Allzeithoch in Höhe von rund 2.266 Dollar je Feinunze. Doch der Rekord währte nur kurz, denn nur zwei Tage später zahlten Händler in der Spitze bereits 2.288 Dollar pro Unze. Damit erreichte das gelb schimmernde Edelmetall den vierten Handelstag in Folge einen Rekordstand und verteuerte sich seit Anfang März in der Spitze um fast zehn Prozent.
Einige Entwicklungen sprechen nicht für Gold – eigentlich
Nicht einmal die steigenden Renditen und der stärkere Dollar haben die Rally ins Stocken gebracht – und dies, obwohl die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 4,4 Prozent kürzlich den höchsten Rendite-Stand seit Ende November vergangenen Jahres erreichte. In der Regel kommen steigende Anleiherenditen nicht so gut am Goldmarkt an, bietet das Edelmetall doch anders als Anleihen keine regelmäßigen Zinsen.
Auch die zuletzt gedämpften US-Zinssenkungserwartungen zogen nahezu spurlos am Goldkurs vorüber. Die Hoffnung, dass die US-Notenbank schon bald ihre Leitzinsen senken wird, ist mit dem überraschend stark ausgefallenen ISM-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende US-Gewerbe weiter zurückgegangen. Das Stimmungsbarometer stieg im März auf 50,3 Zähler und lag damit erstmals seit 16 Monaten oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Ökonomen hatten vorab lediglich mit 48,4 Punkten gerechnet.
Laut dem FedWatch Tool der Chicagoer Terminbörse CME beläuft sich die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Leitzinsen nach dem Juni-Treffen der Fed niedriger liegen werden als heute, nur noch auf 58,8 Prozent. Niedrigeren Zinsen nach der Notenbanksitzung im Juli wird derweil eine Wahrscheinlichkeit von 73,3 Prozent zugemessen.
In der Eurozone wiederum haben die jüngsten Inflationsdaten die Erwartungen geschürt, dass die Europäische Zentralbank schon im Juni ihren Zinssenkungszyklus starten könnte. Die Teuerungsrate ist im März lediglich um 2,4 Prozent gestiegen und nähert sich somit schneller als erwartet dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Zwischen Kiel und Konstanz weist die Teuerungsrate sogar nur noch ein Niveau von 2,2 Prozent auf – und damit den niedrigsten Stand seit rund drei Jahren.
Die Goldnachfrage der Notenbanken bleibt intakt – allen voran in China
Doch weshalb eilt Gold nun von einem Hoch zum nächsten? Die Antwort auf diese Frage ist alles andere als trivial, wird der Goldpreis doch von zahlreichen Faktoren bestimmt. Ein Grund dürften auch die zunehmenden Sorgen vor einer Eskalation im Nahen Osten sein. Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus mit mindestens acht Toten hatte sich die Lage in der Region erneut verschärft und zu einer stärkeren Nachfrage nach als sicher geltenden Anlagen wie Gold geführt.
Hinzu kommt die anhaltende hohe Nachfrage der Notenbanken, die allein im vergangenen Jahr zusätzliche 1.037 Tonnen Gold in ihre Tresore gelegt haben. Zum Vergleich: 2010 lagen ihre Goldkäufe bei lediglich 80 Tonnen. Auch in diesem Jahr decken sich die Zentralbanken weiter mit Gold ein. Wie das World Gold Council berichtet, haben sie ihre Bestände im Januar um 39 Tonnen erhöht. Die chinesische Zentralbank etwa erwarb allein im Februar rund zwölf Tonnen und hat damit den 16. Monat in Folge ihre Goldreserven erhöht. Im Reich der Mitte entdecken angesichts des schwachen Immobilien- und Aktienmarktes offenbar auch immer mehr Privatanleger das Edelmetall für sich. Insgesamt hält die chinesische Zentralbank nun rund 72,6 Millionen Feinunzen Gold, was rund 2.257 Tonnen entspricht.
Bullenmarkt könnte noch eine ganze Weile anhalten
Und wie geht es nun weiter? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der aktuelle Bullenmarkt noch lange nicht zu Ende sein muss. Der Goldzyklus zwischen den Jahren 1969 und 1980 etwa erstreckte sich über gut zehn Jahre und führte zu einem Anstieg des Goldpreises von rund 40 auf etwa 700 Dollar je Unze. Auf den anschließenden Bärenmarkt folgte zwischen Januar 2001 und September 2011 erneut ein massiver Zyklus über ebenfalls zehneinhalb Jahre, in denen der Goldpreis von unter 300 auf mehr als 1.900 Dollar anstieg.
Seit 2015 könnte nun bereits der dritte große Gold-Bullenmarkt laufen, der – bei einer abermals gut zehnjährigen Laufzeit – bis 2026 andauern könnte. Sollte sich der laufende Zyklus nicht nur zeitlich, sondern auch mit Blick auf die Performance an den früheren Bullenmärkten orientieren, müsste sich Gold – ausgehend von rund 1.200 Dollar im Jahr 2015 – einmal mehr vervielfachen. Ein Szenario, dass zwar grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden sollte, aktuell aber trotz der Rekord-Rally nicht allzu wahrscheinlich erscheint.