„Erwarten Preisniveaus von 7.500 Dollar“

Die Staatschuldenkrise in Europa und den USA treibt den Goldkurs auf neue Rekordstände. Beim Hamburger Edelmetallfonds-Anbieter Solit Kapital glaubt man, dass das Ende der Rally noch lange nicht in Sicht ist.

Robert Vitye
Robert Vitye

Gastkommentar: Robert Vitye, Solit Kapital

Wir halten es für immer unwahrscheinlicher, dass es gelingen wird, die Verwerfungen auf Ebene der Staatsfinanzen und auf Ebene des globalen Währungssystems ohne enormen Schaden für die Weltwirtschaft und die Kaufkraft der ungedeckten Papierwährungen zu bereinigen.

Ein Währungsschnitt wäre eine mögliche Konsequenz. Die einzige Alternative: Politiker und Zentralbanken inflationieren die Schulden weg – und zwar gewollt: „im Namen der Finanzstabilität“, wie es Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, vor einigen Tagen beschrieb.

Die Nachfrage nach Gold und Silber stieg zuletzt nicht nur auf Seiten der Sicherheit suchenden Privatanleger, sondern auch auf Seiten der Notenbanken. So gab Anfang August beispielsweise die Zentralbank Süd-Koreas den Kauf von 25 Tonnen Gold zwischen Juni und Juli bekannt. Ein historischer Schritt für die Koreaner, die erstmals seit über 13 Jahren wieder auf der Käuferseite am Goldmarkt auftreten.

Dass die Bank of Korea (BoK) ihren Goldbestand dabei gleich um sage und schreibe 174 Prozent auf nun 39,4 Tonnen aufstockte, zeigt, dass nicht nur das Vertrauen der Privatanleger, sondern auch das der Notenbanken in die bislang bevorzugten Reservewährungen US-Dollar, Euro und Yen schmilzt. Auch die Zentralbanken Thailands, Vietnams, Russlands, Chinas, Mexikos und Griechenlands traten in den vergangenen Monaten als Käufer in Erscheinung. In Anbetracht der Tatsache, dass nun auch die Schuldnerqualität der USA und damit der Weltreservewährung US-Dollar von den Märkten angezweifelt und von Ratingagenturen abgestuft wird, ist dies eine allzu verständliche Reaktion.

Wir gehen davon aus, dass die breiten Anlegerschichten und die Mehrzahl der Zentralbanken Gold und Silber in den kommenden Monaten und Jahren zunehmend als einzige verbleibende solide Währungen – neben einigen kleineren Rohstoffwährungen wie dem Australischen Dollar, der norwegischen Krone, dem Kanadischen Dollar oder dem Südafrikanischen Rand – erkennen und deren Gewichtung in der Gesamtvermögensstruktur drastisch aufstocken werden. Dies war schon in den siebziger Jahren der Fall – damals waren durchschnittlich 25 Prozent des global angelegten Kapitals in Edelmetallen inklusive Minen allokiert, aktuell sind es nur etwa fünf Prozent.

Im Zuge dieses weltweit stattfindenden Umschichtungsprozesses rechnen wir für Gold und Silber in den kommenden Quartalen und Jahren mit einer physischen Knappheit und extremen Preissteigerungen. Preisniveaus von 7.500 US-Dollar pro Unze Gold und 500 US-Dollar pro Unze Silber halten wir – vor dem Hintergrund des sich immer weiter beschleunigenden Kaufkraftverlustes unserer heutigen Währungen – in den kommenden drei bis fünf Jahren für absolut realistisch. Dies gilt ebenfalls für die Notierungen in Euro. Innerhalb der nächsten fünf Jahre rechnen wir mit einem vollständigen Scheitern der Gemeinschaftswährung.

Wir sind uns bewusst, dass viele Investoren diese Prognosen für sehr ambitioniert halten. Wir fühlen uns mit diesen Prognosen jedoch auch deshalb sehr wohl, weil sich die Rahmenbedingungen für Edelmetalle permanent verbessern und sich der Spielraum zur Krisenbewältigung sowohl der Fiskal- als auch der Geldpolitik immer mehr einengt. Zum Schluss verbleibt – wie so oft in der Geschichte – nur noch das verzweifelte Ablegen sämtlicher ideologischer Hemmnisse und folglich das hemmungslose Entwerten der Schulden mittels digitaler Notenpressen als gangbare Option. Ob dies tatsächlich zur Finanzmarktstabilität beiträgt, ist jedoch mehr als fraglich.

Der Autor ist Geschäftsführer des Hamburger Emissionshauses Solit Kapital

Foto: Solit Kapital

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