Gold-ETFs und –ETCs verzeichnen sehr hohe Zuflüsse

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Chefvolkswirt Dr. Thorsten Polleit der Degussa Goldhandel kommentiert die aktuellen Entwickkungen im Goldmarkt.

Die Nachfrage nach Gold Exchange-Traded Funds (ETFs) und Gold Exchange Traded Commodities (ETCs) hat jüngst sehr kräftig zugelegt. So stieg bis Ende März 2022 die Nachfrage für diese Produkte um 187,3 Tonnen gegenüber dem Vormonat. 

Besonders hoch fiel die monatliche Nachfrage in Nordamerika aus (+100,6 Tonnen), gefolgt von Europa (+82,7 Tonnen), Asien (+2,6 Tonnen) und anderen Regionen (+1,4 Tonnen). 

Damit betrugen die weltweiten Goldbestände der ETFs und ETCs Ende des vergangenen Monats 3.835,9 Tonnen. (Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank weist in ihrer Bilanz Goldbestände von knapp 3.400 Tonnen aus). 

Das gestiegene Interesse der privaten wie auch institutionellen Investoren nach Gold-ETFs und –ETCs hat vermutlich mehrere Gründe. 

So veranlasst die überall auf der Welt stark steigende Inflation viele Anleger, Gold zum Schutz vor Geldentwertung nachzufragen. 

Das gilt ganz besonders in einem Umfeld, in dem die Realzinsen (d. h. Nominalzinsen abzüglich der Inflation) stark negativ sind – und sich die Erwartung durchzusetzen scheint, dass es auf absehbare Zeit keine wirkliche Abkehr von dieser unerfreulichen Situation geben wird. 

Hinzu kommt der Krieg in der Ukraine, der das Unsicherheitsempfinden der Menschen mit Blick auf Wirtschaftsentwicklung und politische Stabilität stark erhöht hat. Auch das belebt die Goldnachfrage zu Versicherungszwecken. 

Und nicht zuletzt  beunruhigt vermutlich viele Investoren die Aussicht, dass die Zentralbanken die Zinsen anheben und dadurch erneute Störungen im Wirtschafts- und Finanzsystemverursachen könnten. Dies stärkt ebenfalls die Nachfrage nach Gold zur Krisenabsicherung. 

An dieser Stelle ist zudem zu erwähnen, dass die US-Münzanstalt („US Mint“) verkündete, sie habe im ersten Quartal 2022 einen Rekordabsatz verbucht: Von Januar bis Ende März verkaufte sie 426.500 Goldunzen. Das entsprach einem Anstieg von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und war das beste Ergebnis der Münze in den letzten 23 Jahren. 

Diese Entwicklung entspricht auch der zusehends gestiegenen Nachfrage in Deutschland beziehungsweise Europa nach physischem Gold und physischem Silber: Gold- und Silbermünzen und vor allem auch Goldbarren in kleiner Stückelung. 

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