Erstes Argument: Die Stärke des Euro ermöglicht es Euro-Anlegern, besonders günstig Gold zu kaufen. Zur Spekulation auf den Goldpreis kommt also noch die Spekulation auf den US-Dollar. Eine doppelte Spekulation bedeutet aber zweifellos keine höhere Sicherheit! Auf den US-Dollar können Anleger risikoarmer spekulieren.
Zweites Argument: Inflationsschutz. Gold bietet aber keinen Inflationsschutz, da bei der stetigen Förderung von Gold, derzeit etwa zwei Prozent der Goldmenge jährlich, logischerweise die Goldmenge steigt. Die klassische Definition von Inflation.
Drittes Argument: Gold als Angstwährung. Bei den wachsenden politischen Konflikten und nicht zu leugnenden wirtschaftlichen Risiken weltweit ist Gold ein sicherer Anker.
Hierzu eine kleine, leider wahre Geschichte aus Mossul im Irak: Während der Kämpfe versuchte ein Bewohner der Stadt, dem die Lebensmittel ausgegangen waren, bei einem örtlichen Händler für sein Gold Lebensmittel zu kaufen. Da der Händler selbst nur noch wenig hatte, zog sich das Gespräch hin. Bis ein junger IS-Kämpfer mit einer Kalaschnikow das Geschäft betrat und dieses kurze Zeit später wieder verließ, mit den Lebensmitteln, dem Gold und seiner Kalaschnikow. Offensichtlich war die Kalaschnikow wertvoller als Gold, aber trotzdem preiswerter.
Tatsache ist: Gold ist als Anlageinstrument völlig ungeeignet – ohne den Zusatz eigentlich.
Bernd Engesser ist Portfoliomanager bei der GSAM+Spee AM AG in Kirchzarten.
Foto: GSAM+Spee