Die Sorge vor stagnierendem Wirtschaftswachstum einhergehend mit steigenden Inflationserwartungen scheine auch nicht ganz unbegründet: „Engpässe in der Energieversorgung in einigen Teilen der Welt, ein Anstieg der Energiepreise, die nachlassende Industrietätigkeit sowie die Störung der Erholung im Dienstleistungssektor durch die immer noch andauernde Corona-Pandemie: Das alles treibt die Preise nach oben und schürt Ängste.“
Diese Konstellation habe zuletzt die Nachfrage nach Gold belebt. Tatsächlich reagiere der Preis für eine Feinunze vor allem stärker auf eine anziehende Inflation, welche aktuell noch mit einer sich verlangsamenden Wirtschaftsentwicklung einhergehe, so Frey. Er meint: „Das derzeitige Sorgenpaket kann den Goldpreis bis zum Jahresende durchaus stützen. Insbesondere dann, wenn wegen der hohen Inflationserwartungen und dem niedrigen Zinsniveau der Realzins für längere Zeit im negativen Bereich verharrt.“
Es gebe allerdings auch Hinweise darauf, dass für die jüngste Erholung des Goldpreises hauptsächlich spekulativ orientierte Anleger verantwortlich seien. Ein Blick auf die Goldfonds (ETCs) zeige ein anderes Bild: „Die Bestände der Goldfonds sind anhaltend rückläufig und liegen aktuell auf dem Niveau von vor Beginn der Pandemie. Auch die Notenbanken scheinen mehr und mehr ihre Anlagen zu diversifizieren und dürften ihre Goldbestände eher weiter reduzieren.“ Ein weiteres Indiz für einen verhalteneren Ausblick auf Gold sieht Norbert Frey darin, dass viele der beschriebenen Phänomene wie Energieknappheit und gestörte Lieferketten nicht von Dauer sein dürften. „Wenn die derzeitigen Störfaktoren nur vorübergehender Natur sind und die US-Notenbank ihre geldpolitischen Straffungsabsichten umsetzt, dann ist nicht mit einer Renaissance des Goldpreises zu rechnen. Dann würde Gold lediglich als strategische Position in einem Depot Sinn ergeben.“