Gold: Respekt vor der 2.500-Dollar-Marke

Goldbarren
Foto: PantherMedia / scanrail
Wohin steuert der Goldpreis?

Goldanlegern wird der August 2024 in guter Erinnerung bleiben: Erstmals in seiner Geschichte ist der Goldpreis über 2500 Dollar je Feinunze gestiegen und erreichte mit 2532 Dollar ein Allzeithoch. Seit Jahresbeginn legte der Kurs damit auf Dollarbasis in der Spitze um mehr als ein Viertel zu. Wie es weitergehen könnte, sagt Ophirum.

Zu Beginn des für die Finanzmärkte traditionell herausfordernden Monats September fiel Gold allerdings wieder unter die Marke von 2.500 Dollar. Die meisten Edelmetallexperten werten dies als willkommene Atempause nach der Rekordjagd – gehen aber auch davon aus, dass die fundamentalen Rahmendaten weiterhin für steigende Notierungen sprechen. Zu den wichtigsten Treibern zählen die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten und die sich immer konkreter abzeichnende Zinswende der amerikanischen Notenbank.


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Niedrigere Zinsen wirken sich traditionell positiv auf den Goldpreis aus, da das Edelmetall keine regelmäßigen Erträge wie Zinsen oder Dividenden abwirft. Doch die US-Notenbank Fed zeigte sich lange Zeit zurückhaltend gegenüber Zinssenkungen, da die Inflation langsamer als erwartet zurückging. Die Fed hatte ihren Leitzins zuletzt im März 2020 zurückgenommen, um die Wirtschaft vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Corona-Pandemie anzukurbeln. Danach blieben die Sätze bei null, bis die Notenbank im März 2022 begann, den Leitzins in einem Rekordtempo zu erhöhen. Aktuell liegt er auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren.

Im Juli sank die Teuerungsrate überraschend auf 2,9 Prozent und erreichte damit den niedrigsten Stand seit März 2021. Dies dürfte US-Währungshüter dazu bewegen, auf ihrer bevorstehenden Sitzung am 17. und 18. September die Zinswende einzuleiten: „Die Zeit für eine Anpassung der Politik ist gekommen“, unterstrich Fed-Chef Jerome Powell Ende August auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole.

Zunehmende Nachfrage nach Gold-ETFs und -ETCs

Angesichts der Aussicht auf sinkende Zinsen kehren auch die Anleger wieder zurück. Sie kaufen mit physischem Gold gedeckte ETFs oder mit ETCs, weil sie damit rechtmäßiger Eigentümer des Edelmetalls werden, ohne sich um dessen Aufbewahrung kümmern zu müssen. Wie Aktien werden Gold-ETFs und -ETCs an der Börse gehandelt und können entsprechend einfach ge- und verkauft werden (wobei der Kauf von Gold-ETFs in Deutschland nicht möglich ist, von Gold-ETCs hingegen schon). Im Fahrwasser der restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank war die Nachfrage nach diesen Anlagevehikeln seit 2022 kontinuierlich zurückgegangen.

In diesem Jahr könnte der Wind drehen, seit Ende des ersten Halbjahres hatten die Gold-ETCs in aller Welt ihre Bestände wieder um rund 40 Tonnen aufgestockt. Zudem stiegen die Bestände des weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Shares, zuletzt neun Wochen in Folge, was die längste Phase von Zuflüssen seit Mitte 2020 darstellt. Das Investitionsvolumen ist allerdings noch weit von den Niveaus nach dem Ausbruch der Corona-Krise im Frühjahr 2020 entfernt – und bietet daher umso mehr Aufholpotenzial.

Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger stiegen in der letzten Augustwoche laut der „Commodity Futures Trading Commission“ (CFTC) auf rund 294.000 Kontrakte, was dem höchsten Niveau seit Frühjahr 2020 entspricht.

Junge Chinesen lieben Gold

Ebenfalls auf der Käuferseite stehen die Zentralbanken, die ihre Abhängigkeit von den Leitwährungen – allen voran dem US-Dollar, aber auch dem Euro – reduzieren wollen und ihre Devisenreserven abbauen sowie Edelmetallbestände aufbauen. Allein zwischen April und Juni sind die Käufe der Zentralbanken im Vergleich zum Vorjahresquartal trotz des hohen Goldpreises um 5,6 Prozent gestiegen. Edelmetallexperten halten es daher für möglich, dass der bisherige Rekord aus dem Jahr 2022 mit Käufen in Höhe von 1.082 Tonnen bereits in diesem Jahr übertroffen werden könnte.

Gerade in China sorgt der Mix aus Immobilienkrise, stockendem Konjunkturwachstum und daraus resultierendem schwachem Aktienmarkt für Unsicherheit. Als Nachfragetreiber im Reich der Mitte erwiesen sich vor allem junge Chinesen, wie Zahlen aus dem vergangenen Jahr belegen: 59 Prozent der Goldnachfrage aus der Volksrepublik gehen auf die 25- bis 34-Jährigen zurück, 2022 lag dieser Anteil nur bei 16 Prozent.

Besonders bemerkenswert ist die jüngste Entwicklung in Indien. Dort stiegen die Goldimporte im Bundesstaat Gujarat im August um 429 Prozent, was auf die bevorstehende Festtags- und Hochzeitssaison hindeutet. Das Volumen von 23,7 Tonnen Gold bedeutet den höchsten Stand seit neun Jahren.

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