Gold-Silber-Preisverhältnis vor einer Zeitenwende

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Während Gold als sicherer Hafen im Frühjahr gefragt war und ein Mehrjahreshoch erreichte, zeigt Silber bisher nur eine schwache Dynamik. Erste Anzeichen einer zunehmenden Stärke sind aber zu erkennen. Anleger sollten jedoch einen wichtigen Faktor im Auge behalten.

Während Gold als sicherer Hafen im Frühjahr gefragt war und ein Mehrjahreshoch erreichte, zeigt Silber bisher nur eine schwache Dynamik. Erste Anzeichen einer zunehmenden Stärke sind aber zu erkennen. Anleger sollten jedoch einen wichtigen Faktor im Auge behalten.

Mit bisher beispiellosen fiskal- und geldpolitischen Stimulierungsprogrammen versuchen Notenbanken und Regierungen, die negativen Folgen der Corona-Maßnahmen aufzufangen. Die Aktienmärkte preisen eine „V“-förmige Erholung der Weltwirtschaft inzwischen voll ein. Einige Indizes wie der Nasdaq 100 stehen bereits auf Rekord, der DAX liegt weniger als zehn Prozent unter seiner Bestmarke.

Hingegen hat der Silberpreis bisher kaum von der Erwartung einer schnellen Wirtschaftserholung profitiert. Zwar ging es für die Feinunze ausgehend vom Jahrestief rasant um rund 50 Prozent nach oben. Die Rally reichte aber nicht aus, um die zahlreichen Wendepunkte der vergangenen Jahre zwischen 18 bis 20 Dollar zu überwinden.

Silber leidet unter der Corona-Krise

Anders als Gold ist Silber wesentlich stärker in den Konjunkturkreislauf eingebunden. Gut die Hälfte der Nachfrage entfällt auf die Industrie. Silber kommt in der Elektronik für Fahrzeuge, Tablets, Handys und Mikrochips zum Einsatz. Zuletzt ist der Bedarf kräftig eingebrochen und erholt sich erst langsam. Das drückt derzeit die Fantasie am Silbermarkt. Doch die Nachfragesituation könnte sich schon bald ändern.

Springt die Konjunktur dank der Stützungsmaßnahmen ab dem zweiten Halbjahr spürbar an, dürfte Silber verstärkt profitieren. Das Edelmetall spielt zudem beim Ausbau des 5G-Netzes eine wichtige Rolle und ist ein Bestandteil elektrischer Kontakte wie Halbleiter und Mehrschicht-Keramikkondensatoren. Mit der Corona-Pandemie erscheinen die zu Jahresbeginn prognostizierten Auslieferungen an Smartphones auf Basis der zukunftsweisen fünften Generation der Mobilfunktechnologie zu optimistisch.

Weltweit leidet die Konsumentenstimmung aufgrund von Einkommenseinbußen. Da zugleich viele Menschen von zu Hause aus arbeiten, wurden zuletzt die Investitionen in das bestehende Netzwerk ausgebaut. Dies ging zu Lasten der 5G-Technologie, deren Marktdurchdringung sich daher verzögern dürfte – mit entsprechend negativen Effekten für die Nachfrage nach 5G-Smartphones und damit Silber.

Grundsätzlich bleibt die Story bei den Megathemen Digitalisierung und Internet der Dinge aber intakt. Da an der Börse die Zukunft in sechs bis zwölf Monaten gehandelt wird, könnte Silber deutlich vor einer sich abzeichnenden Nachfragebelebung positiv reagieren. Allerdings bleibt das positive Szenario mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet. So dürfte auch die Neuinstallation von Solarkapazitäten in diesem Jahr fallen und unterliegt weiteren Abwärtsrisiken. Entscheidend ist daher, dass es keinen erneuten Shutdown in den Industrieländern gibt und insgesamt die Nachfrage wieder spürbar anzieht. Nur wenn die Konjunktur 2021 kräftig durchstartet, dürfte auch Silber die seit rund sechs Jahren andauernde Seitwärtsbewegung nach oben auflösen.

Silber-ETFs gefragt

Positiv stimmt, dass zunehmend mehr institutionelle Investoren auf eine anhaltende Erholung setzen. Silber-ETFs verzeichneten zuletzt massive Zuflüsse, allein seit Quartalsbeginn sind es mehr als 3.000 Tonnen. Das übertrifft schon jetzt den bisherigen Rekord aus dem dritten Quartal des vergangenen Jahres. Und auch das Preisverhältnis der beiden Edelmetalle zueinander spricht mittelfristig eher für steigende Kurse. Für eine Unze Gold bezahlen Anleger derzeit 96 Unzen Silber. Im historischen Durchschnitt liegt dieses Verhältnis hingegen bei rund 65. Silber-Fans brauchen somit einen langen Atem, doch das Edelmetall bietet mehr als nur einen Silberstreif am Horizont.

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