„Goldminenunternehmen sind mit vielen Risiken in den Regionen, in denen sie tätig sind, konfrontiert“, schreibt Imaru Casanova, Portfoliomanagerin Gold und Edelmetalle bei VanEck, in ihrem aktuellen Goldkommentar. „Den Märkten fällt es schwer, zwischen dem allgemeinen Rechtsrisiko und den Risiken für den Bergbau im Besonderen zu unterscheiden.“ Unternehmen, die in einem Land oder einer Region mit erhöhter politischer Instabilität tätig sind, werden in der Regel mit einem Abschlag gehandelt, selbst wenn ihr Geschäft normal verläuft und nicht von Aufruhr oder dem Risiko von Aufruhr betroffen ist.
Die Verwaltung des Länderengagements in einem Portfolio von Goldaktien ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Da im Jahr 2024 weltweit mehr als 50 Wahlen stattfinden, rückt diese Aufgabe noch stärker in den Fokus. Wahlen bringen politische, soziale und wirtschaftliche Unsicherheiten mit sich. Sie können politisch destabilisierend wirken, zu sozialen Umwälzungen führen oder die Wachstumsaussichten eines Landes oder einer Region und damit seine allgemeine Investitionsattraktivität erheblich verändern. „Das Ergebnis einer Wahl kann heftige Reaktionen an den Finanzmärkten auslösen, da die Anleger versuchen, die potenziellen Auswirkungen einer neuen Regierung zu bewerten“, schreibt Casanova.
Ein Beispiel ist Mexiko: „Der Bergbausektor hat den Ausgang der mexikanischen Präsidentschaftswahlen Anfang Juni genau beobachtet“, so die Goldexpertin. Trotz vieler Herausforderungen kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Mexiko lange Zeit zu den besten Bergbauregionen der Welt gehörte. Diese „erstklassige“ Bewertung des Landes wurde jedoch in Frage gestellt, als Andres Manuel Lopez Obrador (AMLO) 2018 zum Präsidenten Mexikos gewählt wurde. „Diese Bedenken des Marktes waren durchaus berechtigt. Unter AMLOs Regierung wurden keine neuen Bergbaukonzessionen vergeben und ein Vorschlag zur Reform des Bergbaugesetzes des Landes wurde 2023 angenommen“, schreibt Casanova. Zum Ende seiner sechsjährigen Amtszeit als Präsident hat AMLO auch eine beträchtliche Anzahl von Änderungen an der mexikanischen Verfassung vorgeschlagen, darunter zwei Vorschläge, die sich direkt auf die Bergbauindustrie auswirken.
„Unsere Gespräche mit dem Management mehrerer Bergbauunternehmen mit Betrieben und/oder Projekten in Mexiko gaben uns Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die meisten Unternehmen erwarten, dass eine neue Regierung eine willkommene Veränderung für die Bergbauindustrie sein wird“, sagt Casanova. „Die designierte Präsidentin Claudia Sheinbaum – eine Wissenschaftlerin, Ingenieurin und Akademikerin – wurde als pragmatischere Kandidatin angesehen, die im Vergleich zu AMLO eher gemäßigte Ansichten vertritt.“
Was die Bergbauindustrie betrifft, so hat Sheinbaum nicht konkret über ihre Pläne für den Sektor gesprochen, aber sie hat versprochen, die Agenda von AMLO weiter voranzutreiben. „Es ist noch zu früh, um vorherzusagen, wie sie sich dem Bergbau gegenüber verhalten wird, aber die Position ihrer Partei im Kongress gibt ihr die Macht, Änderungen vorzunehmen, die sich möglicherweise negativ auf die Industrie auswirken könnten. ‚Mehr vom Gleichen‘ scheint im Moment das wahrscheinlichste Ergebnis zu sein, was enttäuschend ist“, so Casanova. Die Kommentare des wieder ernannten Finanzministers scheinen die Anleger zumindest zu beruhigen. „Vielleicht ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Wir sehen mit Vorfreude darauf, Mexiko in unseren Rankings aufwerten zu können, so dass es wieder ein erstklassiges Ziel für Bergbauinvestitionen wird.“