Seit jeher gilt Gold als „Fluchtwährung“, wenn es an den Börsen knirscht. Das war nach der Finanzkrise nicht anders. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank, weist darauf hin, dass dies in der Regel aber auch bedeutet, dass der Goldpreis dann unter Druck gerät, wenn es an den Börsen läuft. Sieben Jahre Aufschwung an den Märkten haben den Goldpreis nachgeben und die Fangesänge auf das Edelmetall leiser werden lassen.
Über 30 Prozent Plus in weniger als neun Monaten
Mit der Corona-Krise sind jedoch die Goldbullen zurück. „Seit dem 01. Januar 2020 hat sich der Goldpreis von ca. 1500 US-Dollar auf in der Spitze knapp über 2000 US-Dollar je Feinunze verteuert“, erläutert Behring. Vom Jahresbeginn bis zum Zwischenhoch im August gerechnet macht das einen Anstieg von ca. 34 %. „Das entspricht ziemlich genau dem 9-monatigen Anstieg, den wir auch 2011 am Hochpunkt der Eurokrise gesehen haben“, so Behring.
Angesichts der Parallelität zu 2011 stellt sich für viele Marktteilnehmer die Frage: Goodbye Gold? Hier ist die Antwort eindeutig: „Ganz klar, nein! Ich halte es da eher mit der 80er Jahre Band Spandau Ballet“, so Behring: „Always believe in Gold!“
Ganz abgesehen von der fehlenden Diversifikation unterscheidet sich Gold auch von anderen Anlageklassen: „Gold ist keine Tradingposition“, gibt Marko Behring zu bedenken. Stattdessen sollte man Gold eher als eine Form der Versicherung begreifen. Für Behring gilt daher: „Verluste mit Gold sind gezahlte Versicherungsbeiträge. Sie sind eher ein Grund zur Freude, weil kein Schadensfall eingetreten ist“.
Was bedeutet das für die Depots der Anleger?
„In unseren Portfolien verfahren wir ähnlich“, meint Marko Behring. Die Fürst Fugger Privatbank hat auch in der für Gold schwierigen Zeit zwischen 2012 und 2019 stets an ihrer Edelmetallposition festgehalten. „Gold ist eine nicht zum Aktienmarkt korrelierende Anlageklasse“, erklärt Behring. „Weil es einen Sachwert darstellt, bietet es zusätzlich einen Inflationsschutz.“ Daher werde die Privatbank auch zukünftig an einem Sockelbetrag in Gold festhalten. Selbst wenn sich in den nächsten Monaten die konjunkturellen Rahmenbedingungen aufhellen sollten und ähnlich wie nach 2011 ein Gold-Bärenmarkt folgen sollte, würde Behring an einer Sockelposition festhalten. „Die ultralockere Geldpolitik und die fehlende Korrelation zum Aktienmarkt sind Grund genug, Gold als strategischen Dauergast in unseren Portfolien zu betrachten.“ Daran dürfte auch die eine oder andere taktische Portfolioanpassung nichts ändern.