Das Umfeld für Edelmetalle bleibt auch in diesem Jahr vielversprechend. Während Palladium sogar ein neues Rekordhoch geschafft hat, klettert der Goldpreis in die Nähe eines frischen Mehrjahreshochs. Noch intensiver fällt die Aufwärtsentwicklung aber umgerechnet in Euro aus: Hier verstärkt die aktuelle Euroschwäche den Anstieg und das Edelmetall markiert täglich neue Rekordstände.
Die anhaltenden Sorgen über die Ausbreitung des Coronavirus in China haben den Goldpreis am Mittwochmorgen auf 1.609,30 Dollar steigen lassen, der höchste Stand seit Anfang Januar als das Edelmetall kurzfristig so teuer war wie seit 2013 nicht mehr. Sichere Anlagehäfen wie Gold oder Staatsanleihen bleiben gefragt. Eine wirtschaftliche Delle in China ist wohl nicht zu vermeiden. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen mit einer Abschwächung des chinesischen Wachstums um bis zu 0,5 Prozent. Sollte der Grippevirus sich auch über China hinaus ausbreiten, wird die Weltwirtschaft noch stärker belastet.
Für Gold sprechen aber auch andere Gründe. So erwartet der Markt aufgrund der Folgen der Coronavirus-Epidemie weitere Zinssenkungen, auch in den USA. Bis Dezember wird derzeit mindestens ein weiterer Zinsschritt mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 80 Prozent erwartet, bis Juni sind es immerhin fast 50 Prozent. Sinkende Zinsen stützen den Goldpreis. Das Edelmetall zahlt zwar keine Zinsen, es kostet aber auch keine.
USA mit negativen Realrenditen über alle Laufzeiten
In Europa sind die Renditen vieler Staatsanleihen sogar negativ. In den USA liegen die Renditen zwar noch höher, aber kalkuliert man die Inflation mit ein, weisen alle Laufzeiten inzwischen auch negative Realrenditen aus. Wie ungewöhnlich die Zeiten derzeit sind, zeigt auch ein Blick auf den US-Dollar. Der Dollar-Index, ein Korb aus verschiedenen Weltleitwährungen wie etwa Euro oder Yen, notiert auf einem 5-Monatshoch und bewegt sich häufig konträr zu Gold oder anderen Rohstoffen, die in Dollar notieren. Damit wird das Edelmetall für die zahlreichen internationalen Nicht-Dollar-Investoren teurer. Derzeit überwiegt jedoch die Nachfrage nach sicheren Häfen, was den Goldpreis trotz eines robusten Dollars steigen lässt. Das ruft auch ETF-Anleger auf den Plan, die seit Jahresbeginn ihre Goldbestände um mehr als drei Prozent aufgestockt haben. Allerdings sank der Absatz von Goldschmuck im ansonsten nachfragestarken China zuletzt deutlich.
Palladiummarkt bleibt defizitär
Eine geringere Nachfrage wird nach Schätzungen der Researchagentur IHS Markit auch den Automobilmarkt im Reich der Mitte treffen. Im ersten Quartal 2020 werden Absatzeinbußen aufgrund der Coronavirus-Epidemie von 1,7 Millionen Fahrzeugen erwartet, was einem Rückgang von fast 30 Prozent zum Vorjahresquartal bedeutet. Im Januar lag das Absatzminus bereits bei knapp 20 Prozent. Obwohl der inzwischen größte Automarkt der Welt rund 20 Prozent der weltweiten Palladiumnachfrage ausmacht, wird nicht mit einer Entspannung auf dem Palladiummarkt gerechnet. Ein höherer Verbrauch von Palladium in Katalysatoren von Benzinmotoren aufgrund von global strengeren Umweltvorschriften und eine zu erwartende geringere Förderung des weltweit größten Palladiumproduzenten Nornickel werden weiter für ein Palladiumdefizit sorgen. Das aktuelle Rekordhoch von mehr als 2.750 Dollar je Feinunze muss daher nicht das letzte in diesem Jahr gewesen sein.
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