Der Goldpreis hat in diesem Jahr um rund zehn Prozent zulegen können und ist mit diesem Anstieg einer der besten Rohstoffe im ersten Halbjahr. Zahlreiche Gründe sprechen für eine weitere Erholung, das Umfeld hat sich gegenüber den Vorjahren deutlich aufgehellt. Zuletzt konnte auch der Silberpreis deutlich zulegen, was aber wohl auf Short-Eindeckungen zurückzuführen ist.
Die positive Entwicklung am Aktienmarkt scheint alle Risiken in den Hintergrund gedrängt zu haben. Alle drei großen US-Indizes haben vor kurzem neue Rekordmarken aufgestellt. Dennoch konnte auch der Goldpreis zulegen und zeigt, dass Anleger die Risiken nicht komplett vernachlässigen.
Anleihen haben große Volumina
Gold hat seine Funktion als sicherer Anlagehafen nicht verloren. Risikofaktoren wie der immer noch nicht ausgehandelte Brexit, der immer noch nicht gelöste Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die jüngste Krise am persischen Golf haben auch den Goldpreis auf neue Höhen getrieben. Mit mehr als 1.440 Dollar erreichte die Feinunze das höchste Niveau seit sechs Jahren.
Doch es gibt auch andere Gründe für die starke Goldnachfrage, insbesondere durch die Situation am weltweiten Anleihemarkt. Dort haben inzwischen Anleihen mit einem Volumen von rund 13 Billionen Dollar eine negative Verzinsung. Das macht knapp 25 Prozent der globalen Anleihenbestände aus – ein historisch hohes Niveau. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung haben die weltweiten Notenbanken mit ihrer Niedrigzinspolitik und Strafzinsen. Selbst in den USA wird nach Jahren mit sukzessiven Leitzinsanstiegen bereits Ende Juli mit einer ersten Senkung gerechnet.
Minuszinsen treiben Goldpreis
Die EZB hat ebenfalls anhaltend tiefe Zinsen signalisiert und wird am 25. Juli ihre nächste Zinsentscheidung bekannt geben. Da Gold im Gegensatz zu Anleihen keine Zinsen abwirft, leiden Anleger unter einem Zinsnachteil. Die negativen Renditen und Strafzinsen verwandeln diesen aber in einen Vorteil, weil Goldanleger Strafzinsen oder Negativrenditen nicht tragen müssen.
Gold ist also im aktuellen Zinsumfeld im relativ zu vielen Anleihen attraktiv. Auch die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen rentiert mit aktuell knapp -0,28 Prozent deutlich im Minus. Das Rekordtief liegt etwa bei -0,40 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation von aktuell 1,6 Prozent ist das Minus sogar noch größer.
Selbst ein zuletzt robuster Dollar konnte den Goldpreis nicht aufhalten. Die weltweite Leitwährung entwickelt sich häufig entgegengesetzt zum Preis des Edelmetalls, da die in Dollar notierte Feinunze bei einem Anstieg des Greenbacks für die Investoren außerhalb des Dollarraums immer teurer wird. In der Regel führt dies zu einer sinkenden Nachfrage nach Gold und somit auch zu einem Goldpreisabschwung.
Silber mit Höhenflug
Auch der Silberpreis konnte sich wieder deutlich erholen und notiert auf dem höchsten Niveau seit Jahresbeginn. Dabei litt das Edelmetall unter der Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums, weil es von Investoren häufig als Industriemetall angesehen wird. Schließlich machen industrielle Anwendungen fast 60 Prozent der Silbernachfrage aus. Für den jüngsten Aufschwung dürften Short-Eindeckungen einen Großteil beigetragen haben.
Schließlich hielten spekulative US-Terminmarktanleger im Mai noch die größte Netto-Shortposition seit September 2018. Bei einem Silberpreisanstieg müssen sich die Anleger mit Short-Positionen eindecken und kaufen damit das Silber zurück, was wiederum den Anstieg des Silberpreises verstärkt.
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