Wo Gold früher als eine eigenartige „alternative“ Anlageklasse betrachtet wurde, nähert sich dem Sektor ein potentieller Kapitalzufluss von allen Seiten. Ein Kommentar von Ned Naylor-Leyland, Head of Strategy für Gold und Silber bei Jupiter Asset Management.
Inhaber von globalen Anleihen und Barmitteln betrachten Gold als Möglichkeit zur Diversifizierung und zum Schutz ihrer Kaufkraft. In diesem Sinne ist die Möglichkeit für Pensionsfonds, Goldengagements einzugehen, der sprichwörtliche Elefant im Raum. Unterdessen beobachten globale Aktienanleger ein Umfeld, das für viele Aktien-Untergruppen negativ, für Aktien von Gold- und Silberminen hingegen positiv ist – und sich sogar noch verbessert. Globale Anleger in alternative Anlagen werden nun ebenfalls dazu angetrieben, einen Wechsel in die alternative Anlageklasse mit der besten Performance zu erwägen.
Sturm im monetären Bereich
Im monetären Bereich hat sich bereits seit langer Zeit ein Sturm zusammengebraut, der uns nun mit voller Wucht erwischt hat. Der globale Kapitalmarkt verliert das Vertrauen in das von Staaten ausgegebene Geld und der lange geldpolitische Zyklus erreicht seinen Höhepunkt. Für uns kommt dies nicht überraschend, da wir schon seit langer Zeit der Ansicht sind, dass physisches Gold die einzig solide Währung im Finanzsystem ist. Wir erleben tatsächlich eine Art Apokalypse – wobei das ursprüngliche griechische Wort „apokalypsis“ jedoch „Offenbarung“ oder „Enthüllung“ bedeutet.
Was sich uns unter anderem offenbart ist, dass Kreditgeld nur das ist: ein Kredit. Selbst der US-Dollar ist lediglich ein Kredit. Anleger erinnern sich daran, was risikofrei ist und was solides Geld ist – wie es immer am Ende eines langen geldpolitischen Zyklus der Fall ist.
Ein Silberstreif am Horizont
Silber hingegen zeigt, wie eng es an die Entwicklung von Gold gekoppelt ist. Silber ist der widerspenstige und aufsässige kleine Bruder des Goldes. Es reagiert äußerst sensibel auf Kapitalbewegungen und wird derzeit in einem mittleren Bereich von 20 US-Dollar pro Unze gehandelt. Doch es sei daran erinnert, dass der Silberpreis im Jahr 2011, als sich der Markt ebenfalls im Modus „Alles tun, was nötig ist“ befand, 50 US-Dollar pro Unze erreichte.
Die Bilanzen der Zentralbanken sind heute sehr viel größer als im Jahr 2011. In den Hochzeiten der monetären Metalle im Jahr 1980, als das Petrodollar-System in echter Gefahr war, stieg der Silberpreis ebenfalls zusammen mit dem Goldpreis und erreichte für kurze Zeit 50 US-Dollar pro Unze. Bereinigt um die Inflation und den Verlust der Kaufkraft seit 1980 ist ein Preis von 50 US-Dollar pro Unze viel höher als der derzeitige Spotpreis für Silber. Wenn man die vergangenen 40 Jahre betrachtet, spricht dies für einen tatsächlichen Höchststand von mehreren hundert Dollar pro Unze Silber.
Seit den frühen 1980er-Jahren sind auch die physischen Silberbestände gesunken, da viele neue Anwendungsbereiche für Silber gefunden wurden – zum Beispiel Solar, Medizin und Elektronik. Gleichzeitig werden immer mehr „Silberobligationen“ oder „Papiersilber“ von großen Banken im Westen oder in Asien ausgegeben. Unserer Ansicht nach werden all diese Faktoren dafür sorgen, dass irgendwann in den nächsten Jahren ein unkontrollierter Aufwärtstrend von Silber einsetzen wird. Silberanleger mussten lange darauf warten, aber die Zeichen stehen gut, dass die besten Entwicklungen noch bevorstehen.
Comeback für Gold- und Silberminenaktien
Gold- und Silberminen-Unternehmen finden ebenfalls zunehmend Interesse unter Anlegern. Minenunternehmen waren bei Vermögensverwaltern und Anlegern gleichermaßen unbeliebt, was verständlich ist, da ihre Performance über Jahrzehnte hinweg enttäuschte.
Der Grund für diese kontinuierliche Underperformance war die hohe Inflation der Inputkosten im Bergbausektor. Die Kosten für Energie, Ausrüstung und Dienstleistungen sind alle gleichermaßen gestiegen – manchmal schneller als die globalen Spotpreise für Gold. Minenunternehmen waren daher nicht in der Lage, nachhaltige oder steigende operative Margen zu erzielen.
Warum Minenaktien attraktiv sind
Die derzeit sinkenden Inputkosten sind einer der Gründe, warum Minenunternehmen wieder attraktiv erscheinen. Doch ein weiterer wichtiger Grund, den wir bereits erwähnt haben, sind die guten Argumente für eine Portfoliorotation – weg von überteuerten und/oder restriktiven Geschäftsmodellen und hin zu einem Sektor, der von COVID-19 profitiert. Öl ist relativ günstig geworden im Vergleich zu Gold. Es findet eine Deflation bei Minendienstleistungen und -ausrüstung statt und aufgrund der lockeren Fiskal- und Geldpolitik können wir davon ausgehen, dass die Spotpreise für Gold und Silber weiterhin beträchtlich ansteigen werden.
Dies ist eine hervorragende, einer Call-Option ähnlichen Konstellation für Aktien von Gold- und Silberminen, wie ich sie in meiner Laufbahn noch nicht gesehen habe. Es ist, mit Ausnahme eines kurzen Zeitfensters Ende der 1970er-Jahre, tatsächlich eine noch nie da gewesene Konstellation.