Goldpreis: 3000-Dollar-Marke ist nur Zwischenstation

Goldbarren
Foto: PantherMedia / scanrail
Gold steigt und steigt und steigt

Mit 3.035 Dollar je Feinunze war Gold in dieser Woche so kostbar wie nie zuvor. Das Edelmetall untermauert damit einmal mehr seinen Status als „sicherer Hafen“. Wie es laut Goldhändler Ophirum jetzt weitergehen könnte

Gold ist zum einen gefragt, da bislang kein Durchbruch in den Bemühungen um eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg erzielt werden konnte und die Spannungen zwischen Israel und der Hamas eskaliert sind. Zum anderen profitiert Gold von der Sorge der aggressiven Zollpolitik der US-Regierung, die sich gegen alle großen Handelspartner richtet.

Zuletzt hatte Donald Trump der EU mit Zöllen von 200 Prozent auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke gedroht. Seit dem Amtsantritt des zum zweiten Mal amtierenden US-Präsidenten am 20. Januar hat Gold nicht nur mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen, sondern auch 14 neue Rekordhochs erreicht. Die robuste Kursentwicklung ist aber keine neue Entwicklung, schon seit Jahren zeigt Gold einen bemerkenswert steilen Anstieg. 2008 erreichte der Goldpreis erstmals die Marke von 1.000 Dollar je Unze, bis 2020 hatte er sich dann verdoppelt. Und heute kostet das gelbe Edelmetall bereits mehr als 3.000 Dollar – eine unfassbare Rally. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch ein wichtiges Argument dafür dürfte wohl auch das nachlassende Vertrauen der Anleger in die USA und deren Währung sein. Gold gilt in solchen Zeiten als krisensichere Währung und als Schutz vor Inflation. Im Gegensatz zu den fast weltweit steigenden Schulden, schafft die Begrenzung der Goldmenge Vertrauen.


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Steigende Verschuldung spielt Gold in die Karten

Zugleich rückt Gold als insolvenzsicherer Vermögenswert immer mehr in den Fokus. In den USA belaufen sich die Außenstände derzeit auf mehr als 36 Billionen Dollar oder 122 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In der westlichen Welt sind nur Italien und Japan noch höher verschuldet. Noch nie haben sich die USA bis Februar eines Fiskaljahres so hoch verschuldet wie heute: Knapp 1,2 Billionen Dollar waren es allein in den vergangenen fünf Monaten, das sind rund 300 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

In diesem Jahr dürften die Zinsausgaben von rund einer Billion Dollar erstmals die Verteidigungsausgaben übersteigen. Dazu passt: Am vergangenen Wochenende konnte dank der Zustimmung einiger demokratischer Senatoren ein Shutdown der Regierungsgeschäfte gerade noch verhindert werden. Wäre es dazu gekommen, hätten Ministerien und Nationalparks geschlossen, viele Staatsbedienstete vorerst kein Gehalt mehr bekommen und staatliche Hilfsleistungen wären nicht mehr ausgezahlt worden. Die ausufernde Staatsverschuldung der USA untergräbt zudem das Vertrauen der internationalen Investoren in den Dollar. Die auf den Dollarnoten platzierte Aufschrift „In God we trust“ könnte sich daher immer mehr als ein verzweifelter Hilfeschrei entpuppen.
Der Dollar-Index notierte zuletzt nahe eines Viermonatstiefs, was Gold für Käufer außerhalb der USA günstiger macht und so deren Nachfrage erhöht.

Zusätzlicher Rückenwind durch sinkende US-Renditen

Laut Trump sollen auch höhere Zölle dabei helfen, den Schuldenberg abzubauen. Andere Länder seien den USA „viel Geld schuldig“, schrieb der US-Präsident auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“. Im Gegensatz zu seiner ersten Amtszeit, als er die US-Notenbank zu
Zinssenkungen drängte, um die Zinslast zu verringern, richtet Trump nun seine Aufmerksamkeit auf zehnjährige US-Staatsanleihen.

Deren Rendite gilt als Maßstab für wichtige Zinsen wie Hypotheken oder
Unternehmensanleihen. Werden die US-Schatzpapiere verstärkt nachgefragt, steigen ihre Kurse, während die Renditen sinken. Um ihr Ziel zu erreichen, müsste die Trump-Administration somit entweder die Staatsverschuldung und damit das Angebot an Anleihen reduzieren – oder diese für Anleger attraktiver machen. Seit Mitte Januar ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen bereits von rund 4,8 auf zuletzt etwa 4,3 gefallen. Ökonomen sehen den Grund dafür aber nicht in den Sparbemühungen der US-Regierung, sondern vielmehr in der wachsenden Sorge vor einer Konjunkturabschwächung sowie der Zollpolitik von Donald Trump.

Auf den Goldpreis wirken sich sinkende Anleiherenditen positiv aus, da Gold keine Zinsen oder sonstige regelmäßige Ausschüttungen abwirft. Je niedriger die am Anleihemarkt erzielbaren Renditen sind, desto geringer sind die sogenannten Opportunitätskosten von Goldinvestments. Gold wird damit zunehmend attraktiver für Anleger. Dass Gold nach dem jüngsten Sprung über die 3.000-Dollar-Marke nun eine nachhaltige Pause einlegt, ist zwar nicht ausgeschlossen, doch allzu wahrscheinlich erscheint dieses Szenario aber nicht.

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