Goldpreis: 3000 US-Dollar je Unze?

Gestapelte Goldbarren
Foto: PantherMedia/Burgstedt
Sind die Preistreiber beim Gold noch intakt?

In den vergangenen Wochen hat sich Gold zum Top-Performer aufgeschwungen und neue Allzeithochs erreicht. Viele Anleger dürften sich daher nun die Frage stellen: Geht es so weiter? Es gibt einige Gründe, die dafürsprechen – und dagegen.

Was für eine Rally beim Goldpreis! Seit Beginn des Monats März ist der Goldpreis um rund 15 Prozent gestiegen. Zuvor hatte sich der Goldpreis rund um das Niveau von 2.000 Dollar je Unze seitwärts bewegt und nur leicht an Wert zugelegt. Auf Sicht von zwölf Monaten weist Gold somit einen Wertzuwachs von rund 20 Prozent auf. Das zeigt: Der Anstieg der vergangenen Wochen ging ungewöhnlich schnell vonstatten. Kann das so weitergehen?


Das könnte Sie auch interessieren:

Für die rasante Goldpreisrally gibt es mehrere Gründe. Zum einen wächst unter Anlegern die Unsicherheit über Zeit und Umfang der bevorstehenden Leitzinssenkungen. Vor allem in den USA nimmt die Angst vor einer hartnäckigen Inflation zu, nachdem die Preisentwicklung mehrfach die Erwartungen der Marktteilnehmer enttäuscht hatte. Damit einhergehend steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank ihre Zinsen erst später als vermutet senken könnte. Das Worst-Case-Szenario wäre ein Verzicht der Fed auf Zinssenkungen in diesem Jahr, eine erneut ansteigende Inflation und ein Abrutschen der USA in die Rezession. Angesichts dieser Risiken ist es für Anleger nur opportun, in Goldinvestments Schutz vor Verwerfungen an den Aktien- und Anleihemärkten zu suchen. 

Zum anderen dürfte der Angriff des Iran auf Israel den Goldpreis gestützt haben. Nachdem die geopolitischen Risiken durch den Ukraine-Krieg und den Konflikt zwischen Israel und Hamas ohnehin schon auf hohem Niveau verharrten, kam Irans Raketenangriff überraschend hinzu und hat die Angst vor einem Flächenbrand im Nahen Osten weiter angeheizt. Auch wenn der Gegenschlag Israels eher symbolisch ausfiel, besteht weiter die Gefahr einer Eskalation. Die Risiken für die globale Wirtschaft haben dadurch insgesamt nochmals zugenommen, zumal ein Ende des Krieges in der Ukraine auch nach zwei Jahren aktuell leider noch nicht absehbar ist. 

Geopolitische Spannungen treiben Anleger ins Gold

Halten die geopolitischen Spannungen weiter an oder nehmen schlimmstenfalls sogar noch zu, könnte der Goldpreis auch weiterhin profitieren. Hinzu kommen die Unsicherheit über die Inflationsentwicklung und Warnungen der Notenbanken, die auf konjunkturelle Risiken und eine Verschiebung der avisierten Zinssenkungen hindeuten könnten. 

Dass sich außerdem die Nachfrage nach physischem Gold auf hohem Niveau behauptet – Deutschland ist hier mit einem Rückgang der Goldnachfrage eine Ausnahme – und auch Zentralbanken wie die Peoples Bank of China oder die indische Notenbank ihre Goldbestände weiter aufstocken, könnte dem Goldpreis zusätzlich Rückenwind verleihen. 

Gold: Sicherheit in unsicheren Zeiten

Die jüngste Goldpreisentwicklung erscheint vielleicht dem einen oder anderen Anleger übertrieben, aber sie zeigt eines sehr deutlich: Zunehmende Unsicherheit an den Kapitalmärkten und globale (geo-) politische Krisen tragen seit jeher mit dazu bei, dass Gold als Hort der Sicherheit in solchen Situationen stets gefragt ist – und was gefragt ist, steigt im Preis. Zudem spielt Gold auch als Inflationsschutz eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus möglich, dass der Goldpreis noch immer Luft nach oben haben könnte. 

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eine Entspannung der geopolitischen Risiken und der Inflationsgefahren den Goldpreis belasten dürfte. Sobald die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten abebben und sich die Inflation wieder der Zwei-Prozent-Zielmarke annähert, könnte auch der Goldpreis fallen. 

Wer kann, behält sein Gold

Festzuhalten bleibt: Die Chancen auf einen weiter steigenden Goldpreis stehen so schlecht nicht. Welche konkrete Richtung der Kurs künftig einschlagen wird, ist aber von zahlreichen Faktoren und Entwicklungen abhängig und daher nicht seriös vorherzusagen. Genaue Prognosen und exakte Kursziele verbieten sich also auch weiterhin. Mit anderen Worten: Dass Gold in der Zukunft die Hürde von 3.000 Dollar überspringen wird, gilt als recht sicher, doch der Zeitpunkt ist völlig ungewiss. Welchen kurzfristigen Weg der Goldpreis einschlagen wird, bringt erfahrene Gold-Anleger aber ohnehin nicht aus der Ruhe. Denn sie betrachten Gold als das, was es vor allem ist: Eine Versicherung gegen Krisen und ein werterhaltendes Investment.

Autor Önder Çiftçi ist CEO der Ophirum Group.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments