„Die Kosten für den Schuldendienst in den USA betragen heute schon über 1.100 Milliarden US-Dollar jährlich, was mehr als 4 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2023 entspricht. Da ein Drittel der US-Schulden in den nächsten drei Jahren umgeschuldet werden soll, könnten die Kosten für den Schuldendienst bald sogar 5 Prozent des BIP übersteigen. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen langfristig weiter gesenkt werden, auch wenn die protektionistischen Maßnahmen der Trump-Regierung kurzfristig den Druck auf die Inflation erhöhen könnten.
Sind die Zinsen niedrig, sind Anleihen aufgrund sinkender Renditen weniger attraktiv, weshalb Anleger vermehrt in Gold investieren. In dem Maße, in dem die Zentralbanken ihre Zinsen senken, wird Gold also attraktiver. Historisch gesehen hat ein Rückgang der Realzinsen um 1 Prozent den Goldpreis um durchschnittlich 22 Prozent steigen lassen.
Ein weiterer Faktor, der den Goldpreis stützten dürfte: Die Zentralbanken, allen voran die von China, haben 2022 und 2023 Rekordmengen an Gold gekauft – etwa ein Viertel des gesamten Weltmarktes. Die Aufkäufe insgesamt wurden in der ersten Jahreshälfte 2024 fortgesetzt, das Tempo hat sich aber verlangsamt. Im dritten Quartal 2024 waren beispielsweise die Zentralbanken von Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik Nettokäufer von Gold, haben also mehr Gold gekauft als verkauft.
Auch die geopolitische Lage begünstigt die Preisentwicklung von Gold. Die Entscheidung der amerikanischen Regierung, russische Vermögenswerte wegen der Invasion in der Ukraine einzufrieren, hat das Vertrauen in einigen Ländern erschüttert. Demzufolge reduzieren Länder mit angespannten Beziehungen zu den USA ihre US-Dollar-Bestände, weil diese als Druckmittel gegen sie verwendet werden könnten, und stocken ihre Goldreserven auf. Die chinesische Zentralbank beispielsweise verkaufte in der ersten Jahreshälfte 2024 eine Rekordmenge an auf US-Dollar lautende Vermögenswerte.
Fazit: Wir sind optimistisch für Gold eingestellt und halten einen Goldpreis zwischen 2.900 und 3.000 US-Dollar/Unze bis Ende nächsten Jahres für realistisch. Denn die Schuldenprobleme und das aufkeimende Misstrauen gegenüber dem US-Dollar sind strukturelle Probleme, die sich langfristig auf die Goldpreisentwicklung positiv auswirken dürften.“